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Wang Yi, Vorsitzender der außenpolitischen Kommission der Kommunistischen Partei Chinas, nimmt an der Fortsetzung der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) teil.

© dpa/Peter Kneffel

„Wollt ihr jeden einzelnen abschießen?“ : Chinas oberster Außenpolitiker nennt US-Reaktion auf Ballon „hysterisch“

Wegen der jüngsten Ballonaffäre ist das Verhältnis zwischen China und den USA angespannt. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz wartete man mit Spannung auf mögliche Äußerungen.

Von Hui Min Neo (AFP)

Der oberste chinesische Außenpolitiker Wang Yi hat den USA in der Affäre um den im US-Luftraum abgeschossenen mutmaßlichen chinesischen Spionageballon eine „hysterische und absurde“ Reaktion vorgeworfen.

In einer Rede bei der Münchner Sicherheitskonferenz beschuldigte er die US-Regierung am Samstag, eine „fehlgeleitete“ Sicht von China zu haben und Pekings Ansehen „beschmutzen“ zu wollen.

Es gibt viele Ballons aus vielen Ländern am Himmel. Wollt ihr jeden einzelnen davon abschießen?

Wang Yi, chinesischer Außenpolitiker

China fordere die USA auf, nicht derart „absurde Dinge“ zu tun, nur um „die Aufmerksamkeit von innenpolitischen Problemen abzulenken“, sagte Wang. „Es gibt viele Ballons aus vielen Ländern am Himmel. Wollt ihr jeden einzelnen davon abschießen?“ fragte der chinesische Top-Außenpolitiker ironisch.

Spionage-Eklat zwischen den USA und China

Der tagelange Überflug des mutmaßlichen chinesischen Spionageballons über mehrere hoch geheime US-Atomwaffenlager hatte zu einem Eklat zwischen Washington und Peking geführt.

Ein US-Kampfjet schoss den Ballon schließlich am 4. Februar über dem Meer ab. Das US-Militär barg im Anschluss Trümmerteile, die nun untersucht werden.

Peking bezeichnet den Ballon als Wetterballon und weist Spionagevorwürfe zurück. Seit dem Abschuss des Ballons haben die USA drei weitere verdächtige Flugobjekte vom Himmel geholt. Genaueres zu diesen Objekten, die bislang nicht geborgen werden konnten, ist noch nicht bekannt.

China wirft USA „fehlgeleitete Wahrnehmung“ vor

US-Außenminister Antony Blinken hatte wegen der Affäre einen geplanten Besuch in China kurzfristig abgesagt. Mit Spannung richteten sich die Blicke daher auf ein mögliches Treffen zwischen Blinken und Wang am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz.

Wang Yi spricht auf der Münchner Sicherheitskonferenz.
Wang Yi spricht auf der Münchner Sicherheitskonferenz.

© Foto: AFP/ODD ANDERSEN

Auf entsprechende Fragen reagierte Wang abwehrend: Washington sehe Peking fälschlicherweise als wichtige geopolitische Herausforderung und Bedrohung für die USA, sagte er. Diese „fehlgeleitete Wahrnehmung“ Chinas führe dazu, dass die USA sämtliche Mittel einsetzten, um Chinas Ansehen zu „beschmutzen“.

Tatsächlich aber seien es die USA, die in ihrer Wirtschaftspolitik einen „hundertprozentigen Protektionismus, hundertprozentigen Eigennutz, hundertprozentig einseitiges Handeln“ verträten. Er hoffe, dass Washington wieder eine „pragmatischere Haltung“ gegenüber Peking einnehmen und auf einen „Pfad solider Entwicklung“ zurückkehren werde, sagte Wang.

Nach einer Zeit heftiger Spannungen unter dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump hatte sich US-Präsident Joe Biden eine Wiederherstellung der bilateralen Beziehungen auf die Fahnen geschrieben.

Der oberste chinesische Außenpolitiker Wang Yi.
Der oberste chinesische Außenpolitiker Wang Yi.

© REUTERS/WOLFGANG RATTAY

Ein Taiwan-Besuch der damaligen Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, führte im vergangenen August jedoch zu einer neuen Krise in den Beziehungen. Laut einem Bericht der „Financial Times“ ist in Kürze ein Besuch hochrangiger Vertreter des US-Verteidigungsministeriums in dem demokratischen Inselstaat geplant, den China als abtrünniges Gebiet sieht. Am Samstag traf erstmals seit 2020 eine Delegation von chinesischen Regierungsvertretern in Taipeh ein.

Als Reaktion auf den Pelosi-Besuch hatte China massive Militärmanöver im Meer rund um Taiwan abgehalten. Chinas Präsident Xi Jinping zufolge ist die „Wiedervereinigung“ mit Taiwan eine Frage, die nicht künftigen Generationen überlassen werden dürfe. (AFP)

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