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Ein ukrainischer Soldat sitzt in einem Graben in der Nähe russischer Stellungen bei Bachmut.

© dpa/Libkos

Hohe Verluste, Einkreisung droht: Streit um Bachmut in der ukrainischen Militärführung?

Laut einem „Bild“-Bericht gibt es in Kiew unterschiedliche Meinungen über das weitere Vorgehen in Bachmut. Nach außen geben sich die Militärs einig: Die Stadt wird weiter verteidigt.

Wie „Bild“-Reporter Paul Ronzheimer berichtet, gab es in der ukrainischen Militärführung Streit über das weitere Vorgehen in der umkämpften Stadt Bachmut

Demnach habe der ukrainische Oberkommandierende Walerij Saluschnyj schon vor einiger Zeit vorgeschlagen, einen Abzug aus Bachmut zu erwägen. In den vergangenen Wochen war der Druck der russischen Armee und von Wagner-Söldnern auf die Stadt gestiegen und damit auch die Verluste auf ukrainischer Seite. 

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hielt laut dem Bericht wenig von einem Abzug. Warum, wird in dem Bericht nicht ganz klar. Ronzheimer mutmaßt, dass es mit der Popularität von Saluschnyj zu tun haben könnte. Selenskyjs Team fürchtet in ihm wohl einen Rivalen für die Wahlen in der Ukraine, die wohl nach dem Kriegsende stattfinden würden. 

Selenskyj hatte die Stadt zudem im Dezember zur „Festung“ erklärt. Deshalb wolle er sie nicht aufgegeben, solange es nicht unbedingt nötig sei. Seit Wochen ziehen die russischen Truppen den Belagerungsring um die Stadt enger. Ronzheimer ist seit Kriegsbeginn in der Ukraine und gilt in Kiewer Regierungszirkeln als gut vernetzt. 

Experten streiten derweil über die strategische Bedeutung von Bachmut

Zudem seien die Verluste auf russischer Seite so hoch, dass die russische Armee nachhaltig geschwächt wird. Berichte sprechen von einem Verlustverhältnis in Bachmut von eins zu sieben. Also auf jeden getöteten Ukrainer kommen sieben tote Russen. 

Andere wie der US-Experte Michael Kofman argumentieren, dass die Lage der ukrainischen Truppen in Bachmut mittlerweile so nachteilig ist, dass die Verluste überproportional hoch sind. Die Ukraine also mehr verliert als gewinnt in Bachmut. Die Ukraine opfert beim Kampf um Bachmut im Gegensatz zu Russland auch trainierte, erfahrene Soldaten, die bei der kommenden Frühjahrsoffensive der Ukraine entscheidend sein könnten. Kofman besuchte Bachmut erst kürzlich.

Vom kolportierten Streit in der Führung will die Regierung in Kiew nichts wissen. Die ukrainische Armee will ihre Stellungen in der seit Monaten heftig umkämpften Stadt Bachmut in der Ostukraine verstärken, wie es am Montag hieß.

Armeechef Walerij Saluschnyj und der Kommandeur der ukrainischen Bodentruppen, Oleksandr Syrskyj, hätten sich bei einem Treffen mit Präsident Wolodymyr Selenskyj am Montag für eine „Fortsetzung des Verteidigungseinsatzes“ und eine „Stärkung unserer Stellung in Bachmut“ ausgesprochen, erklärte das Präsidialamt in Kiew nach Spekulationen über einen möglichen Abzug der ukrainischen Soldaten. 

Bachmut ist bereits seit dem vergangenen Sommer heftig umkämpft. Beim Kampf um die kleine Industriestadt, die vor dem russischen Angriff etwa 70.000 Einwohner hatte, handelt es sich um die bisher am längsten andauernde Schlacht im Ukraine-Krieg, Tausende Soldaten beider Seiten sind bereits getötet worden. Experten zufolge ist die Stadt von geringer strategischer Bedeutung, eine Einnahme hätte für Russland demnach vor allem symbolischen Wert. Inzwischen ist die Stadt von drei Seiten umzingelt. (Tsp, AFP)

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