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Alexej Nawalny.

© Imago/Itar-Tass/Anna Ustinova

Update

Nach Verlegung in Strafkolonie „Polarwolf“: Nawalny ist „total erleichtert“ – und bestätigt Kontakt zu seinem Anwalt

Seit mehr als zwei Wochen war der inhaftierte russische Oppositionspolitiker verschwunden. Nun wurde Nawalny in ein abgelegenes Straflager im Norden Russlands verlegt.

| Update:

Der Kremlkritiker Alexej Nawalny gibt sich in seinem neuen Straflager zuversichtlich. Er sei guten Mutes, teilte er am Dienstag nach seiner Ankunft in der Strafkolonie in Jamal-Nenzen im arktischen Norden Russlands im Kurznachrichtendienst X mit. Er bestätigte auch Kontakte zu seinem Anwalt Iwan Schdanow.

Machen Sie sich keine Sorgen um mich. Mir geht es gut. Ich bin total erleichtert, dass ich es endlich geschafft habe“, schrieb Nawalny. Die 20 Tage dauernde Verlegung zu seinem neuen Haftort sei „ziemlich anstrengend“ gewesen. Er sei aber „immer noch gut gelaunt, wie es sich für einen Weihnachtsmann gehört“, erklärte Nawalny mit Blick auf seine den klimatischen Bedingungen angepasste Winterkleidung und seinen während der langen Reise gewachsenen Bart.

Außer einer schneebedeckten und als Hof genutzten Nachbarzelle und einem Zaun vor seinem Fenster habe er bislang wenig von seiner Umgebung gesehen. „Leider gibt es keine Rentiere, aber es gibt riesige, flauschige und sehr schöne Schäferhunde“, schrieb er.

Nawalny gab an, dass er am Samstagabend in der neuen Strafkolonie angekommen sei. Die Reiseroute sei „so seltsam“ gewesen, dass er nicht damit gerechnet habe, von seinen Angehörigen vor Mitte Januar gefunden zu werden. „Deshalb war ich überrascht, als sich gestern die Zellentür öffnete und man mir sagte: ,Ein Anwalt ist für dich da’“, schrieb er. Für die ihm entgegengebrachte Unterstützung sei er dankbar.

Nawalny war 20 Tage lang vermisst

Am Montag erst war bekanntgeworden, dass der seit mehr als zwei Wochen gesuchte Nawalny wieder aufgetaucht ist. Von ihm, der international als politischer Gefangener eingestuft ist, hatte seit 20 Tagen jede Spur gefehlt. Das Team des Kremlkritikers hatte eine Suchaktion gestartet und eine Belohnung für Hinweise zu dessen Verbleib ausgelobt.

Das neue Straflager liegt mehr als 2000 Kilometer von Moskau entfernt. „Wir haben Alexej gefunden!“, teilte sein Anwalt Schdanow mit. Er sei im Straflager „Polarwolf“, in einer der nördlichsten und am entlegensten Kolonien überhaupt.

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„Die Bedingungen dort sind brutal“, sagte Schdanow. Dort herrsche auch Dauerfrost. Es sei sehr schwer, dorthin zu gelangen und es würden keine Briefe in das Lager zugestellt.

Es sei von Anfang an klar gewesen, dass Moskaus Machtapparat den Gegner von Kremlchef Wladimir Putin vor der Präsidentenwahl am 17. März isolieren wolle. „Sein Aufenthaltsort wurde geheim gehalten“, kritisierte Schdanow.

Zu 19 Jahren Haft verurteilt

Bis zur aktuellen Meldung hatten Anwälte zum letzten Mal Kontakt zu dem Kremlkritiker in einem Straflager im Gebiet Wladimir östlich von Moskau. Von den russischen Behörden verlautete nur, dass er nicht mehr in dem Lager sei.

Der unter anderem wegen angeblichen Extremismus zu 19 Jahren Haft verurteilte Nawalny führt immer wieder Klagen gegen den Strafvollzug wegen Verletzung seiner Rechte. Er nutzt die Gerichtsauftritte zur Kritik an Putins autoritärem System.

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Zuletzt war er zu den Verhandlungen nicht mehr zugeschaltet worden. Seit Anfang Dezember war der Aufenthalt des schärfsten Gegners des russischen Präsidenten unbekannt gewesen.

Die Sorge um den 47-Jährigen war auch deshalb groß, weil er gesundheitlich angeschlagen ist. Mitarbeiter des Strafvollzugs hatten bei Gerichtsprozessen nur mitgeteilt, dass Nawalny nicht mehr im Straflager IK-6 rund 260 Kilometer östlich von Moskau im Gebiet Wladimir sei.

USA besorgt über Haftbedingungen

Die USA äußerten sich derweil besorgt über die Haftbedingungen des Kreml-Kritikers. Es sei zu begrüßen, dass es nach fast drei Wochen Ungewissheit Informationen über den Aufenthaltsort Nawalnys gebe, teilte das US-Außenministerium am Montag mit. „Wir sind aber weiterhin zutiefst besorgt über das Wohlergehen von Herrn Nawalny und die Bedingungen seiner ungerechtfertigten Inhaftierung“. Die US-Regierung verlange weiterhin seine „sofortige Freilassung“.

„Wir haben der russischen Regierung mitgeteilt, dass sie dafür verantwortlich ist, was mit Herrn Nawalny in ihrem Gewahrsam geschieht, und dass die internationale Gemeinschaft dies genau beobachtet“, hieß es in der Mitteilung des US-Außenministeriums weiter.

Die Kremlgegner um Nawalny hatten Anfang Dezember auch die Kampagne „Russland ohne Putin“ begonnen, mit der sie Wähler vor der Präsidentenwahl dazu aufrufen, durch die Stimmabgabe für andere Kandidaten ihren Protest zu äußern.

Nawalny war im Sommer wegen „Extremismus“ verurteilt und seine Haftstrafe auf 19 Jahre erhöht worden. Außerdem wurde seine Überführung in ein Gefängnis mit schärferen Haftbedingungen angeordnet. Überführungen von einer Strafanstalt zur anderen dauern in Russland häufig mehrere Wochen.

Nawalny gilt als schärfster innenpolitischer Kritiker von Präsident Wladimir Putin. Nach einem Giftanschlag, für den er den Kreml verantwortlich macht, war er zu seiner Behandlung nach Deutschland ausgereist. Im Januar 2021 kehrte Nawalny nach Russland zurück und wurde sofort verhaftet. (AFP, dpa)

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