zum Hauptinhalt
Eine israelische Polizistin zieht eine Gläubige hoch, die auf dem Gelände der Al-Aqsa-Moschee während des muslimischen heiligen Monats Ramadan in der Altstadt von Jerusalem auf dem Boden saß.

© dpa/Mahmoud Illean

Update

Sorge vor neuen Spannungen in Jerusalem: Mehr als 350 Festnahmen bei Zusammenstößen auf Tempelberg

Die Festgenommenen hätten sich laut Polizei auf dem Tempelberg „gewaltsam verbarrikadiert“.

| Update:

Die israelische Polizei hat bei Zusammenstößen in Jerusalem mehr als 350 Menschen festgenommen. Die Festgenommenen hätten sich auf dem Tempelberg „gewaltsam verbarrikadiert“, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Die Beamten seien deshalb in die Al-Aksa-Moschee eingedrungen.

Ziel sei es gewesen, „Unruhestifter“ zu vertreiben, die „Feuerwerkskörper, Stöcke und Steine“ in die Moschee gebracht hätten, erklärte die Polizei. Die „Eindringlinge“ hätten sich in der Moschee „verbarrikadiert (...), um die öffentliche Ordnung zu stören und die Moschee zu entweihen“. Dabei skandierten sie „zu Hass und Gewalt aufstachelnde Parolen.“

Einige von ihnen hätten Steine in Richtung der Polizei geworfen. Diese sei schließlich gezwungen gewesen, einzugreifen und die Menschen zu vertreiben, um das Morgengebet zu ermöglichen.

Berichten zufolge setzte die Polizei Tränengas, Schlagstöcke und Blendgranaten ein, um die Moschee zu räumen. Nach Angaben des Rettungsdienstes Roter Halbmond wurden rund 40 Palästinenser durch Schläge und Gummigeschosse der Polizei verletzt. Sie erlitten demnach Prellungen am ganzen Körper. Zwei davon mussten den Angaben nach im Krankenhaus behandelt werden. 

Die radikale Palästinenserorganisation Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert, sprach angesichts des Eingreifens der israelischen Polizei von einem „beispielloses Verbrechen“ und rief die Palästinenser im Westjordanland auf, „in Massen zur Al-Aksa-Moschee zu strömen, um sie zu verteidigen“. Kritik kam auch aus Jordanien, Ägypten, Saudi Arabien und der Türkei.

Die US-Regierung zeigte sich „extrem besorgt über die anhaltende Gewalt“. Der UN-Gesandte Tor Wennesland äußerte sich „entsetzt über die Bilder der Gewalt“. Die Schläge gegen Palästinenser sowie die hohe Zahl der Verhaftungen seien „beunruhigend“. Gleichwohl verurteilte er die Verwendung von Steinen und Feuerwerkskörpern gegen die Einsatzkräfte. „Führende Politiker auf allen Seiten müssen verantwortungsbewusst handeln und Schritte unterlassen, die die Spannungen verschärfen könnten“, forderte er.

Auch die Bundesregierung rief zu Deeskalation auf. Alle, die Einfluss auf die Lage hätten, stünden in der Verantwortung, „dass jetzt kein weiteres Öl ins Feuer gegossen“ werde, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts.

Auf dem Tempelberg haben sich Palästinenser und Israelis in der Vergangenheit immer wieder gewalttätige Zusammenstöße geliefert – insbesondere während des muslimischen Fastenmonats Ramadan, in dem Zehntausende Gläubige die Al-Aksa-Moschee aufsuchen. Die jüngsten Ausschreitungen ereigneten sich inmitten des Ramadan und kurz vor Beginn des jüdischen Pessachfests am Mittwochabend.

Das Judentum verehrt den Tempelberg als seinen heiligsten Ort. Für Muslime ist der Hügel mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee die drittheiligste Stätte nach Mekka und Medina. (AFP/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false