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Ukraine-Invasion, Tag 1052: Selenskyj will Trump-Fans über „alternative Medien“ erreichen
USA sanktionieren russischen Energiesektor und Schattenflotte. Putin „offen“ für Gespräche mit Trump. Der Nachrichtenüberblick am Abend.
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In den USA steht der Machtwechsel unmittelbar bevor. Regierungen auf der ganzen Welt versuchen, sich auf eine zweite Amtszeit des Republikaners Donald Trump einzustellen. Beim ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zeigt sich das auch im Medienverhalten, wie die „Washington Post“ analysiert.
Selenskyj wendet sich demnach zunehmend an sogenannte alternative Medien, um Trump-Unterstützer zu erreichen, die weitere Militärhilfen für sein Land skeptisch sehen oder ganz ablehnen. Als Beispiel nennt die Zeitung das dreistündige Interview mit dem US-Podcaster Lex Fridman vom vergangenen Wochenende. Darin lobte der ukrainische Präsident ausdrücklich Trump und zeigte sich zuversichtlich, dass der künftige US-Präsident Russland zu Friedensgesprächen zwingen könne.
Fridmans Podcast ist beliebt bei libertären und rechtsgerichteten Hörern, darunter auch viele Republikaner und Trump-Wähler. Zu Gast waren bisher neben Trump etwa Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und der argentinische Staatschef Javier Milei.
Selenskyj wolle „seine Botschaft noch vor Trumps Amtseinführung loswerden“, erklärte eine anonyme Quelle aus Kiewer Regierungskreisen der „Washington Post“. Auf traditionelle Medien will er sich dabei offenbar nicht verlassen: „Jeder weiß, dass wir uns im Zeitalter von Social Media und Podcasts befinden.“ Mehr als vier Millionen Mal wurde das Interview mit Fridman schon auf YouTube angeklickt.
Selenskyj habe damit durchaus erfolgreich Trump-Unterstützer erreicht, sagte Tymofiy Mylovanov, Leiter der Kyiv School of Economics, der „Washington Post“. „Das Interview wurde auf X breit diskutiert“, so Mylovanov. Einige Unterstützer der Ukraine seien zwar verärgert gewesen über Fridmans Fragen. „Aber ich habe auch viele Kommentare von Selenskyj-Skeptikern gesehen, die sagten: ‚Ich habe meine Meinung geändert: Das ist ein Mann, der sein Land und sein Volk liebt und versucht, es mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu schützen.‘“
Die Annäherung der ukrainischen Regierung an Nicht-Mainstream-Medien läuft laut „Washington Post“ schon länger: Im April sprach Selenskyj mit dem französischen YouTuber Hugo Travers, im August mit Luciano Huck, einem brasilianischen TV-Moderator mit über 22 Millionen Followern auf Instagram. Im Dezember trat er dann im Christian Broadcasting Network auf, das bei US-Evangelikalen beliebt ist.
Ein eigentlich geplantes Interview mit Joe Rogan, Moderator des mit 19 Millionen Followern größten Podcasts auf Spotify, wurde demnach hingegen abgesagt. Rogan – ebenfalls beliebt bei Trump-Fans – hatte der Ukraine vorgeworfen, mit ihren Raketenangriffen auf russisches Territorium den „Dritten Weltkrieg“ zu riskieren.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:
- Die scheidende US-Regierung von Präsident Joe Biden verhängt die nach eigenen Angaben bislang schärfsten Sanktionen gegen Russlands Energiesektor. Sie zielen auf zwei der größten russischen Ölkonzerne, Gazprom Neft und Surgutneftegas. Sanktioniert werden auch 183 Schiffe, die die US-Regierung zum Großteil zur sogenannten russischen Schattenflotte zählt. Mehr hier
Ebenjener Schattenflotte Moskaus soll ein Tanker angehören, der am Freitag vor Rügen abgeschleppt werden musste. Die 274 Meter lange „Eventin“ trieb manövrierunfähig in der Ostsee, offenbar mit 99.000 Tonnen Öl an Bord. Mehr hier - Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich derweil zu Gesprächen mit dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump bereiterklärt. Putin habe „mehrfach betont, dass er offen ist für Kontakte zu internationalen Spitzenpolitikern, darunter den Präsidenten der USA, einschließlich Donald Trump“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag in Moskau. Konkreteres sei aber erst nach Trumps Amtsantritt am 20. Januar zu erwarten. Mehr hier
- Bundeskanzler Olaf Scholz blockiert laut „Spiegel“ ein neues, großes Waffenpaket für die Ukraine. Verteidigungsminister Boris Pistorius und Außenministerin Annalena Baerbock wollen Kiew demnach noch vor den Neuwahlen Ende Februar weitere umfangreiche Militärhilfen gewähren. Mehr im Newsblog
- Die Ukraine rechnet zügig nach der Amtseinführung von Donald Trump als US-Präsident mit Treffen mit hochrangigen Vertretern der neuen Regierung. Auch eine Zusammenkunft von Präsident Selenskyj mit Trump stehe auf der Agenda, teilt das ukrainische Außenministerium mit.
- Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni hat die Unterstützung ihres Landes für die Ukraine bekräftigt. Anlässlich eines Besuchs von Präsident Selenskyj in Rom sagte sie, Ziel sei es, die Ukraine in die „bestmögliche Lage zu versetzen, um einen gerechten und dauerhaften Frieden zu schaffen“.
- Polen wirft Russland Manipulationen des Präsidentschafts-Wahlkampfes vor. In den vergangenen Tagen sei eine vom russischen Militärgeheimdienst GRU angeleitete Gruppierung entdeckt worden, die die polnischen Wahlen beeinflussen solle, sagte der stellvertretende Ministerpräsident Krzysztof Gawkowski.
- Zwei Wochen nach dem Absturz eines Flugzeugs der Fluglinie Aserbaidschan Airlines in Kasachstan bezeichnet die Europäische Agentur für Flugsicherheit (Easa) Flüge über Russland als „hochriskant“. Der Krieg in der Ukraine berge das Risiko, „dass zivile Flugzeuge im Luftraum der Russischen Föderation (…) unbeabsichtigt zum Ziel werden“.
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