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In this photo taken in Seoul on August 16, 2023, a man walks past a television showing a news broadcast featuring a photo of US soldier Travis King (C), who ran across the border into North Korea while part of a tour group visiting the Demilitarized Zone on South Korea's border on July 18. Travis King defected to North Korea to escape "mistreatment and racial discrimination in the US Army", state media said Wednesday, Pyongyang's first official confirmation they were holding the American soldier. (Photo by Anthony WALLACE / AFP)

© AFP/ANTHONY WALLACE

US-Soldat Travis King: Nordkorea spricht von Flucht vor „Rassendiskriminierung“ in der Armee – USA wollen sichere Rückkehr

Erstmals äußert sich die Regierung in Pjöngjang über den bei einem Grenzbesuch nach Nordkorea geflohenen US-Soldaten. Wenig überraschend kommen die USA dabei nicht besonders gut weg.

Der im Juli aus Südkorea nach Nordkorea geflohene US-Soldat Travis King hat nach Angaben aus Pjöngjang ein Geständnis abgelegt. King habe zugegeben, „illegal“ nach Nordkorea gekommen zu sein, um „der unmenschlichen Misshandlung und Rassendiskriminierung in der US-Armee“ zu entgehen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Mittwoch.

Nordkorea-Experten sehen in der Wortwahl Hinweise auf eine Verhandlungstaktik. Die US-Regierung lehnte ab, die Aussagen zu kommentieren und bekräftigte ihren Einsatz für Kings „sichere Rückkehr“.

King sei von der „ungleichen Gesellschaft“ in den USA desillusioniert und bereit, in Nordkorea oder einem Drittland Zuflucht zu suchen, berichtete KCNA weiter. Er sei durch die Volksarme festgenommen worden, die Ermittlungen dauerten an. Die Regierung in Pjöngjang nahm damit erstmals öffentlich Stellung zu dem Fall. Angaben zu Kings Gesundheitszustand und Aufenthaltsort machte KCNA nicht.

Der US-Soldat sollte nach einer Schlägerei, einer Auseinandersetzung mit der Polizei und einem Gefängnisaufenthalt in Südkorea im Juli in die USA geflogen werden. Er konnte jedoch aus dem Flughafen entwischen und sich einer Besichtigungstour an der Demilitarisierten Zone anschließen. Dort übertrat er die Grenze von Süd- nach Nordkorea. An der Stelle wird die hoch gesicherte Grenze zwischen beiden Ländern nur durch eine niedrige Betonmauer markiert.

Washington kann Aussagen nicht verifizieren

Aus dem US-Außenministerium hieß es am Mittwoch zu den Äußerungen aus Pjöngjang, Washington könne „die dem Soldaten King zugeschriebenen Aussagen nicht verifizieren“. Ein Sprecher erklärte, Washington konzentriere sich „weiterhin auf seine sichere Rückkehr“. Es sei die „Priorität des Außenministeriums, den Soldaten King nach Hause zu bringen“. Daran werde „über alle verfügbaren Kanäle“ gearbeitet.

Blick auf die entmilitarisierte Zone, die die beiden Koreas trennt.

© dpa/Kim Hong-Ji

Yang Moo-jin, Präsident der Universität für Nordkorea-Studien in Seoul, geht davon aus, dass Nordkorea sich von der Mitteilung über King verspricht, das Thema auf einem trilateralen Gipfeltreffen am Freitag zwischen USA, Japan und Südkorea zu platzieren. Bei dem Treffen soll eine engere Militärkooperation der Länder gegen nukleare Drohungen aus Nordkorea beschlossen werden. Besonders die Verwendung des Begriffs „illegales Eindringen“ sei eine Taktik, sagte Yang - er „impliziert die Möglichkeit einer Abschiebung und kann für Verhandlungen mit den USA genutzt werden“.

Nordkoreas erster offizieller Kommentar zu King sei reine Propaganda gewesen, sagte die Politikberaterin und ehemalige CIA-Mitarbeiterin Soo Kim. Sein Übertritt habe der kommunistischen Führung gleich mehrere Chancen geboten: „Erstens natürlich die Möglichkeit für Verhandlungen mit den USA über Kings Freilassung“, sagte sie.

Das international weitgehend isolierte Nordkorea hat eine lange Tradition, gefangen genommene US-Bürger als Druckmittel zu nutzen, und ist ein „harter Verhandlungsführer“, sagte Soo. Daher wäre es für Washington nicht einfach, seine Freilassung zu erreichen.

Eine willkommene Gelegenheit für Nordkoreas Propaganda

Zweitens bietet Kings Übertritt laut Soo eine Propaganda-Gelegenheit für Pjöngjang, die USA scharf zu kritisieren und als die Wurzel allen politischen und sozialen Übels darzustellen. Tatsächlich veröffentlichte KNCA kurz vor ihrer Mitteilung zu King eine Erklärung, in der die USA unter anderem als „volksfeindliches und völlig verdorbenes Imperium des Bösen“ bezeichnet werden.

Wladimir Tichonow, Professor für Korea-Wissenschaften an der Universität Oslo, sagte, er könne sich vorstellen, dass King „als Schwarzer einen gewissen Propagandawert für die Nordkoreaner besitzt“, denn „Rassismus und die Misshandlung von Schwarzen“ werde in der nordkoreanischen Propaganda schon seit dem Koreakrieg immer wieder betont.

Der Vorfall ereignete sich zu einem Zeitpunkt, an dem die Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea extrem angespannt sind und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un zu verstärkten Kriegsvorbereitungen und der Massenproduktion verschiedener Waffen und dem Ausbau seines Nukleararsenals aufgerufen hat.

Die beiden koreanischen Staaten befinden sich technisch gesehen weiterhin im Kriegszustand. Der Konflikt zwischen 1950 und 1953 endete mit einem Waffenstillstand und nicht mit einem Friedensvertrag. (Afp)

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