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Jugendarbeit ist für die Rundfunk-Klangkörper ein fester Bestandteil ihres Auftrags.

© Peter Meisel

Kolumne „Der Klassiker“ (Folge 26): So klingt der Kulturauftrag der Öffentlich-Rechtlichen

Die deutschen Rundfunkorchester, -chöre und -Bigbands sind Spitzenensembles. Dennoch wird ihre Existenzberechtigung immer öfter in Frage gestellt. Das wollen sie nicht länger schweigend hinnehmen.

Eine Kolumne von Frederik Hanssen

WDR-Intendant Tom Buhrow hat angefangen mit der Stänkerei gegen die Rundfunkorchester, -chöre und -Bigbands, im April zog die FDP nach. In einem „privaten Gedankenspiel“ hatte sich Buhrow bei einer Rede gefragt, ob die Beitragszahler wohl noch für die 23 Ensembles blechen wollen. Oder ob nicht ein Best-Of davon ausreichen würde? Bei ihrem jüngsten Parteitag behaupteten die Liberalen, die Rundfunk-Klangkörper hätten „einen Umfang erreicht, der nicht mehr durch den Rundfunkbeitrag gedeckt ist“.

2,2, Prozent vom Rundfunkbeitrag

Die deutsche Musikergewerkschaft „Unisono“ wollte dieses Schlechtreden ihrer Mitglieder nun nicht länger hinnehmen und hat am Mittwoch eine Pressekonferenz veranstaltet, um einiges klarzustellen. Zum Beispiel, dass bei den 12 Rundfunkorchestern in den letzten drei Jahrzehnten 26 Prozent der Planstellen abgebaut worden sind. In Berlin musste die Rias Big Band dran glauben.

Immerhin konnten sich der Berliner Rundfunkchor, das Deutsche Symphonie-Orchester, der Rias Kammerchor und der älteste Radio-Klangkörper des Landes überhaupt, das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, das 2023 sein 100-jähriges Bestehen feiert, unter das Dach einer von mehreren Geldgebern finanzierten Holding flüchten. Von einem Aufwuchs kann bei den öffentlich-rechtlich aktiven Musikern und Sängern also keine Rede sein – außer bei der Qualität. Die ist nämlich bundesweit exzellent.

Gerad einmal 41 Cent kosten jeden Beitragszahler die 16 Spitzenensembles pro Monat, betonen die „Unisono“-Vertreter. Das entspricht schlanken 2,2 Prozent von der Zwangsabgabe für ARD, ZDF und Deutschlandfunk. Dafür bekommen die Leute aber auch genau das geliefert, was den Kern des Auftrags der staatlichen Medienhäuser ausmacht: Neben der Information sind das nämlich ganz offiziell Kultur und Bildung. Auch wenn man das nicht allen Programmen sofort anmerkt.

Die Mitsingkonzerte des Rundfunkchors, bei dem Laien und Profis gemeinsam musizieren – und die jeweils binnen einer Stunde ausverkauft sind - oder der Symphony Mob des DSO, der Nachahmer in der gesamten Bundesrepublik und darüber hinaus gefunden hat, sind Leuchtturmprojekte der niedrigschwelligen Teilhabe, die aus den Ensembles Markenbotschafter ihrer Sender machen. Davon brauchen wir nicht weniger, sondern mehr. Live wie auch on air.

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