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„Falling in love“ heißt die neue Show im Friedrichstadt-Palast

© ZB/Jens Kalaene

Kolumne „Der Klassiker“ (Folge 39): Vorfreude, leicht pappig

Ihre Premiere feiert die neue Show im Friedrichstadt-Palast zwar erst am 11. Oktober, doch schon jetzt wird für das Spektakel mächtig die Werbetrommel gerührt. Es geht um Gips und Blumen.

Eine Kolumne von Frederik Hanssen

Der Erfolgsdruck ist enorm. 14 Millionen Euro investiert der Friedrichstadt-Palast in die neue Show „Falling in love“, so hoch war das Produktionsbudget noch nie. Hunderttausende sollen sich Tickets für das Spektakel kaufen, das sechsmal pro Woche über die größte Showbühne der Welt geht und im Idealfall zwei Jahre lang en suite läuft.

Da ist es gut nachvollziehbar, wenn Intendant Berndt Schmidt und sein Team die ganz große Werbetrommel schlagen. Jetzt schon ist die Stadt zugepflastert mit Plakaten für das Revuespektakel. Dabei starten die Previews, also die Voraufführungen, erst am 21. September, die offizielle Premiere ist für den 11. Oktober angesetzt.

Die Botschaft lautet: „Lass dich fallen“

Die Einladung zum Opening-Night-Event steckte bereits als überformatiger Umschlag in meinem Briefkasten. Darin befand sich ein großer flacher Kasten, der auf den ersten Blick wie eine Pralinenschachtel anmutete. Doch alle meine Bemühungen, das Ding zu öffnen, blieben vergebens.

Erst als der Blick auf die Zeile fiel: „Meißeln Sie sich den Termin schon einmal in Marmor“, wurde mir klar: Es soll sich hier um das Imitat einer carraraweißen Gesteinstafel handeln. Na ja, nicht jede Marketingidee lässt sich so umsetzen, wie sie gedacht war. Dieser optische Gag jedenfalls geriet dann doch etwas pappplattig in der Anmutung.

Verwirrend ist für den Kenner der regenbogenbunten Friedrichstadt-Palast-Shows auch das Titelmotiv der Werbekampagne: Da blickt einem nämlich eine völlig farblose Schönheit entgegen, eine Dame mit gipsweißer Haut.

Aufklärung erhält, wer sich auf der Website des Vergnügungstempels den Show-Trailer anschaut: Da sieht man einerseits einen tanzenden jungen Mann und andererseits Personen, die wie Statuen wirken – bis sie sich den bröckelnden Putz abklopfen, der ihre Haut bedeckt. Es sind Menschen wie Du und ich, ist im Erklärtext zu lesen, die durch den „grauen Asphalt der Zivilisation“ von den Sphären der Sehnsucht und Leidenschaft ferngehalten werden.

Der junge Mann jedoch vermag diese Barriere zu durchbrechen und in den „verborgenen Garten der Liebe“ vorzudringen. Dafür muss er aber den Mut aufbringen, sich rückwärts ins Nichts fallen zu lassen. Er landet – wir sind schließlich in der Welt der Revue - sicher und sanft, in einem Bett aus Blumen. So erblüht Vorfreude.

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