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Mindestes sechs Jahre wird die Komische Oper im Schillertheater spielen.

© Komische Oper

Kolumne „Der Klassiker“ (Folge 46): Hallo, wir sind die Neuen!

Jetzt gibt es wieder zwei Opernhäuser an der Charlottenburger Bismarckstraße: Die Komische Oper startet ihr Exil im Schillertheater mit dem Musical „Chicago“.

Eine Kolumne von Frederik Hanssen

Jetzt geht es also richtig los im Schillertheater: Die Komische Oper bringt am Samstag die erste Premiere in ihrem Exil-Quartier an der Charlottenburger Bismarckstraße heraus. Nachdem bereits die Staatsoper und die Kudamm-Komödie temporär Unterschlupf in dem Fünfzigerjahre-Bau gefunden hatten – der bis zur Abwicklung 1993 die Hauptspielstätte der Staatlichen Schauspielbühnen Berlin war – kann hier nun die Komische Oper die Zeit überbrücken, während der ihr Stammhaus generalsaniert wird.

Mindestens sechs Jahre wird das dauern. So lange neigt sich nun wieder die Musiktheater-Waage von der Ost-auf die Westseite. In Mitte sind traditionell die Staats- und die Komische Oper Nachbarinnen. Wobei erstere am Prachtboulevard Unter den Linden liegt, letztere aber versteckt in einer schmalen Parallelstraße. In Charlottenburg ist das anders: Da residieren beide Bühnen an der breiten Bismarckstraße, nur 700 Meter liegen zwischen ihnen.  

Bereicherung statt Konkurrenz

Dass die Komische Oper zum Start jetzt das Musical „Chicago“ herausbringt, kann man als Geste der Freundschaft deuten: Hallo, wir sind die Neuen! Aber wir kommen nicht als Konkurrenten, sondern sehen uns als Bereicherung für den Kulturkiez. Weil wir ein ganz anderes, individuelles Profil haben.

Das unterstreicht auch die zweite Premiere, „Nils Holgersson wundersame Abenteuer“ von Elena Kats-Chernin: Alljährlich bringt die Komische Oper auf der Hauptbühne eine große Kinderproduktion heraus, zumeist als Uraufführung. Das ist in Berlin einzigartig.

Ende November allerdings geht es dann doch los mit der Vergleichbarkeit. Dann nämlich steht die „Zauberflöte“ auf dem Programm, am 29.11. an der Deutschen Oper und tags drauf an der Komischen. Früher hätte ich Zeter und Mordio geschrien, mangelnde Absprache zwischen den Häusern beklagt und die Spielplan-Verarmung durch Stück-Doubletten angeprangert.

Doch wer A sagt, muss ja nicht immer und ewig B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war. Inzwischen weiß ich: Der zweifache Blick auf Mozarts Meisterwerk kann ebenso Vielfalt bedeuten. Zumal, wenn die Inszenierungen so unterschiedlich ausfallen. An der Komischen Oper flimmert Barrie Koskys Hommage an die Stummfilmzeit über die Bühne, die Deutschen Oper zeigt Günter Krämers zeitlose „Zauberflöte“, einen Klassiker des modernen Regietheaters - seit 1991 im Spielplan.

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