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Kultur: 15. Landesdenkmaltag Berlin: Denkmale sind schön, machen aber viel Arbeit

Ganz unbeabsichtigt landete Klaus von Krosigk, Chef der Berliner Gartendenkmalpflege, zum Schluss seines Vortrags beim 15. Berliner Landesdenkmaltag im Hier und Jetzt.

Ganz unbeabsichtigt landete Klaus von Krosigk, Chef der Berliner Gartendenkmalpflege, zum Schluss seines Vortrags beim 15. Berliner Landesdenkmaltag im Hier und Jetzt. Sein Loblied preußischer Gartenkunst um 1700 führte den Tiergarten als Musterbeispiel einer nach Herrscherwunsch "geordneten Weiträumigkeit" vor. Das Recht des Städters auf Idylle hatten Vertreter einer Bürgerinitiave wenige Stunden zuvor als ordnungspolitische Maßnahme eingeklagt. Die Konservatoren wie Politikern entgegengehaltene Forderung lautet: "Rettet den Großen Tiergarten vor der Love Parade".

Jubiläumsjahre haben den Nachteil, dass man über ihren Anlass irgendwann nichts mehr hören mag. Das gerade erst begonnene Preußenjahr hat diesen Sättigungsgrad noch nicht erreicht, und so stellte sich auch das Landesdenkmalamt dem Oberthema "Berlin, Brandenburg, Preußen - das gebaute Erbe". In bewährter Kombination von Vorträgen und Führungen wendet man sich an Fachleute und Laien. Schwerpunkte liegen bei laufenden Forschungs- und Restaurierungsarbeiten an der Parochialkirche oder am Residenzensemble in Köpenick.

Am Beispiel der Parochialkirche wurden dem zahlreich im Saal des benachbarten "Neuen Stadthauses" erschienenen Publikum exemplarisch Möglichkeiten interdisziplinärer Denkmalforschung vorgeführt. Alle Größen hiesiger Barockbaukunst - von Johann Arnold Nering über Schlüter bis Jean de Bodt - waren zwischen 1695 und 1714 an der komplizierten Planung beteiligt. Das Ergebnis ist kein Kompromiss: Mit seiner bewegten Umrisslinie, dem großartigen Zentralraum und der riesigen Gruft zählt der erste Neubau der Reformierten trotz seiner Teilzerstörung 1944 zu den Hauptwerken Berliner Sakralarchitektur.

11,2 Millionen Mark sind seit 1991 verbaut worden, um Mauerwerk, Verputz, Dach und Bauschmuck zu erneuern. Sibylle Schulz, Referentin beim Landesdenkmalamt, bewertet die Maßnahmen als "sehr komplizierte Gratwanderung zwischen Theorie und Praxis". Der bis auf das Mauerwerk skelettierte Innenraum besitzt "Mahnmalcharakter". Doch das verlorene Glockengeschoss des Turmes sollte - sobald Mäzene gefunden sind - rekonstruiert werden. Ganz andere Herausforderungen stellt der Umgang mit den mumifizierten Toten in den Erbbegräbnissen der Gruft. Zur Dokumentation tragen archivalische Forschung, kunsthistorische Stilanalyse sowie archäologische und anthropologische Befunderhebung bei. Faszinierend, wie sich - gleich den Puzzlestücken eines Krimis - Indizien aus Totenbüchern, Sargtypen, Kleidungsstücken, Bestattungsriten und körperlicher Konstitution zu Biografien, wie der des 1715 gestorbenen königlichen Münzkommissars Lorenz Christoph Schneider, verdichten lassen. Gleichwohl bleibt das Projekt, so die Archäologin Blandine Wittkopp, für die Denkmalpflege "ein Grenzfall der Zuständigkeit".

Matthias Dungers prämortaler Nachruf auf das 1702 von Martin Grünberg für Friedrich I. erbaute Jagdhaus Schmöckwitz führte zurück auf den Boden der Realität. Der akut gefährdete Fachwerkbau ist das letzte Beispiel eines kleinen höfischen Wohnhauses aus der Ära des ersten Preußenkönigs. Den mittlerweile abgetauchten Investor hatte allerdings mehr das Wassergrundstück am Zeuthener See interessiert. Aufgrund solcher Erfahrungen fordert Landeskonservator Jörg Haspel für den Verkauf landeseigener Objekte ein spezielles Denkmal-Marketing. Etwa 200 "denkmalbefangene" Grundstücke des Liegenschaftsfonds ließen sich sinnvoll in einem Paket bündeln, um für den "immateriellen Mehrwert" eines Bau- oder Gartendenkmals gezielt zu werben.

Dass auch finanzstarke Bauherren lernfähig sind, demonstrierte Frank Hesse am Beispiel des Zeughauses. Die seit 1996 laufende Generalsanierung für das DHM soll im nächsten Jahr beendet sein. Noch 1992 stand das im Stil der "nationalen Bautradition" gestaltete Innere - eines der wichtigsten Wiederaufbauprojekte der frühen DDR - einschließlich der Treppenhalle zur Disposition. Erst allmählich wurde dem Bauherrn die Chance, die ablesbare Geschichte des Hauses zum Teil des musealen Konzepts zu machen, bewusst. Auf das Resultat darf man gespannt sein.

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