zum Hauptinhalt

Kultur: Absurde Kunst

Von urbanen Legenden handelt die Ausstellung, die der Kultursenator eigentlich im Künstlerhaus Bethanien eröffnen sollte. Doch die gezeigte Kunst streifte Thomas Flierl mit keinem Satz seiner Rede.

Von urbanen Legenden handelt die Ausstellung, die der Kultursenator eigentlich im Künstlerhaus Bethanien eröffnen sollte. Doch die gezeigte Kunst streifte Thomas Flierl mit keinem Satz seiner Rede. Statt dessen ließ er harte Tatsachen sprechen. Zum ersten Mal seit Bekanntmachung der Sparpläne des Senats äußerte er sich konkret zu den geplanten Kürzungen. So waren sie alle gekommen, die seit der Senatsklausur das Damoklesschwert über sich spüren: Vertreter von Podewil und den Kunstwerken, von den Freunden der Deutschen Kinemathek und dem Kulturwerk des Berufsverbandes Bildender Künstler. Gerüchte auf Rücknahme der angekündigten Streichungen hatten vorher die Runde gemacht, so dass dem Senator keine aggressive Atmosphäre entgegenschlug, sondern eher aufgeräumte Aufmerksamkeit das Klima bestimmte. So mancher sollte sich da noch wundern.

Nach besänftigenden Eingangsworten, einer wohlfeilen Entschuldigung, dass durch die knappe Zeit für die Haushaltsberatungen vorher mit den Betroffenen nicht gesprochen werden konnte, redete Flierl Tacheles: Eines könne und wolle er nicht sein - "ein Anwalt oder Vertreter des kulturpolitischen Status quo in dieser Stadt". Als Abwehrstrategie gegen unangemessene Sparauflagen empfahl er Reformbemühungen statt bloßer Bestandssicherung. Da ahnten schon die ersten, dass der Kelch an ihnen noch nicht vorüber ist. So sind dem Podewil zwar finanzielle Korrekturen für die institutionelle Förderung in Aussicht gestellt, den bislang in der Chausseestraße residierenden Museumspädagogischen Dienst wird das Haus dennoch künftig mit beherbergen müssen. Schon bangt man im Podewil um seine Räume, obwohl angesichts der ursprünglich drohenden Komplett-Kürzung des Etats darin doch eigentlich das geringere Übel besteht.

Da sieht sich Christoph Tannert vom Künstlerhaus Bethanien ganz anderen Zumutungen ausgesetzt: Von seinen neun Mitarbeitern soll er doch bitteschön auf die Hälfte runterkommen, so wie es in den Kunstwerken tadellos läuft. Entsprechend ist die Mini-Mannschaft um Klaus Biesenbach die Einzige, die aufatmen kann. Hier erklärte Flierl sich bereit, die Entscheidung zu revidieren, sogar eine Gleichstellung mit dem Neuen Berliner Kunstverein und der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst zu betreiben. All das wird man künftig im geplanten "Forum Kultur" diskutieren können - "staatsfern und unabhängig", so der Kultursenator. Ansonsten versprach er noch, für den Dialog zur Verfügung zu stehen, ward im Anschluss aber nicht mehr gesehen. Sonst hätte er die Fotoserie von Antoine Prum bewundern können, der den "stärksten Mann der Welt" mit seiner Kamera in Australien begleitet hatte. Ein bisschen mehr Muskelspiel zugunsten der bedrohten Institutionen wäre auch dem Berliner Kultursenator zu wünschen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false