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Kultur: Achtung, Freund hört mit!

DISKUSSION

Nur sechs Wochen nach dem 11. September verabschiedete der US-Kongress den „Patriot Act“. Das Gesetz hob die in der amerikanischen Verfassung verankerten Freiheitsrechte praktisch auf und verwandelte die USA in einen vortotalitären Staat. Das FBI kann nun ohne Angabe von Gründen Bibliotheken zwingen, die Nutzerdaten von Lesern bestimmter Bücher herauszugeben. In der Volksbühne , die sich dem Themenkomplex Überwachung schon länger widmet, trafen jetzt fünf hochkarätige Referenten zusammen, um über die zunehmende Kontrolle des Raums zu sprechen. Der englische Journalist Duncan Campbell berichtete über das „ECHELON“-Projekt, mit dem die USA den Planeten abhorchen. Er erzählte, dass heute kein Gespräch mehr stattfinde – ob am Telefon oder im Internet –, das nicht aufgezeichnet werde. Freilich sei die Geheimdienstarbeit nur von geringem Nutzen, wie die New Yorker Anschläge gezeigt hätten.

„Das Versprechen des Patriot Acts, mehr Sicherheit durch mehr Technologie zu schaffen, ist eine Lüge“, so Campbell. Von großem Nutzen hingegen sind die Projekte des Bureau of Inverse Technology, BIT. Die Erfinderin Kate Rich stellte Überwachungsgeräte vor, die einem alternativen Informationsaustausch dienen können, wie kleine, mit Kameras ausgestattete Raketen, mit denen man die visuelle Lufthoheit über einen Raum, beispielsweise einen Demonstrationsort, gewinnen kann. Ihre Kollegin Natalie Jeremijenko führte auf Rollerblades ihren „toxischen Spürhund“ vor, einen umgebauten Roboterhund – in den Staaten ein beliebtes Kinderspielzeug –, der Giftstoffe aufspürt. Überwachungstechnologie muss also nicht dem Big Brother dienen. Man kann den Staat mit seinen eigenen Waffen bekämpfen. Auch dies ist eine typisch pragmatisch-amerikanische Einstellung (zum Thema Raumüberwachung ist in den Kunst-Werken noch bis zum 24. August die Ausstellung „Territories“ zu sehen).

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