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Kultur: Afghanistan: Es wirkt schon ein bisschen

1600 Marine-Infanteristen und ein Kopfgeld von 56 Millionen Mark - die USA setzen viel daran, Osama bin Laden zu fassen. "Wir sind ihm auf den Fersen", verkündet Präsident Bush.

1600 Marine-Infanteristen und ein Kopfgeld von 56 Millionen Mark - die USA setzen viel daran, Osama bin Laden zu fassen. "Wir sind ihm auf den Fersen", verkündet Präsident Bush. Greifbare Erfolge bei der Jagd nach dem Terroristenchef hat die Supermacht aber noch nicht vorzuweisen. Die entscheidende Frage bleibt: Wo ist er?

Zum Thema Online Spezial: Terror und die Folgen Schwerpunkt: Wege jenseits der Bomben Fotostrecke: Krieg in Afghanistan Darüber zerbrechen sich nicht nur die Geheimdienste den Kopf. Auch zivile Experten machen sich Gedanken über bin Ladens Verbleib. "Jeder gibt vor, den militanten Islamistenführer gesehen zu haben", sagt der Afghanistan-Kenner Michael Pohly. Die einen behaupten, er habe sich längst nach Pakistan abgesetzt, andere sprechen immer noch von Somalia. Und die Taliban teilten am Mittwoch via CNN mit, den Aufenthaltsort von bin Laden nicht zu kennen. Pohly hält diese Behauptung für eine bewusste Falschinformation. "Ich bin sicher, dass führende Taliban genau wissen, wo sich der meistgesuchte Terrorist aufhält", sagt der Dozent für Iranistik an der Freien Universität Berlin.

Pohly selbst ist überzeugt davon, dass sich bin Laden im Süden Afghanistans versteckt hält. Der 45-Jährige beruft sich dabei auf seine Kontakte zu übergelaufenen Taliban-Kämpfern. "Es gibt Leute, die wissen, wo er ist. Insofern sind die Chancen eigentlich recht gut, ihn zu schnapppen." Dass dies bisher dennoch nicht gelungen sei, habe sich Washington teilweise selbst zuzuschreiben: "Ich finde, die Anstrengungen sind nicht besonders eifrig." Pohly begründet seine Einschätzung damit, dass sich die USA in einem Dilemma befänden: So lange die Amerikaner militärisch präsent seien, würden die zahlreichen Probleme des Landes noch überdeckt. Nach einer erfolgreichen Jagd auf bin Laden müssten die US-Truppen Afghanistan aber verlassen. "Diesen Zeitpunkt möchte man wohl noch etwas hinauszögern."

Dennoch hat Washingtons militärischer Einsatz die Terrorgruppe Al Qaida massiv geschwächt. "Ihr Operationsgebiet ist sehr eingeschränkt", sagt Pohly, Mitverfasser eines vor kurzem erschienenen Buches über Osama bin Laden. Auch die Zahl der aktiven Kämpfer wie der potenziellen Selbstmordattentäter sei deutlich durch die Kriegshandlungen zurückgegangen. Dass Al Qaida längst nicht mehr so handlungsfähig ist wie früher, schreibt Pohly jedoch einem anderen Umstand zu: den weltweiten Maßnahmen gegen Geldwäsche und schwarze Konten des bin-Laden-Terrornetzwerkes. "Diese Finanzströme sind zum großen Teil unterbrochen worden. Und das zeigt große Wirkung."

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