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Kultur: Albernheiten

Können Musiker komisch sein? Viele Beispiele fallen einem nicht ein inm Bereich zeitgenössischer Musik.

Von Sandra Luzina

Können Musiker komisch sein? Viele Beispiele fallen einem nicht ein inm Bereich zeitgenössischer Musik.Die Band Post no Bills hat nun dem musikalischen Ernst abgeschworen.Das vierköpfige Kollektiv arbeitet seit Jahren mit dem Regisseur Beat Fäh zusammen, der auch als Autor zahlreicher Kinderstücke bekannt wurde.Mit "Blauzone", der dritten gemeinsamen Produktion, gastiert die Gruppe derzeit im Theater zum westlichen Stadthirschen.Die musikalisch-theatrale-tänzerische Improvisation macht sich einen Ulk daraus, Bühnenkonventionen außer Kraft zu setzen.Entfesselt wird ein Spieltrieb, der in jedem gestandenen Mann und Musiker schlummert und der sich nicht allein aufs Musikalische beschränkt.Die Komik resultiert vor allem daraus, wie Instrument und Körper zusammenstimmen oder eben auch nicht.Spielerische Bravour wird also nicht geboten, sondern Spieltechniken vorgeführt, die keine Musikschule lehrt.Kein kultivierter Spaß nach Noten, sondern herrliche Albernheiten.Carl Ludwig Hübsch in beigefarbenen Schlaghosen und gleichfarbenen Gesundheitsslippern legt gleich zu Beginn ein Tanzsolo hin, das vornehmlich aus ausdauerndem Wippen in den Knien besteht und sich gelegentlich zu Kniefällen steigert.Minimales Können bei maximalem Körpereinsatz - da muß sich der parodistische Effekt natürlich einstellen.Sebastian Gramss zieht erst einmal Jacke, Weste und Hemd aus, mit nacktem Oberkörper bläst er die Trompete, der er gerade einen verstopften Ton entlocken kann.Nicht nur das Klingen und Singen, auch das Tuten und Blasen nimmt sich recht kläglich aus.Chris Weinheimer bleibt mit der Zunge gleich an der Querflöte kleben.Musikalische Entgleisungen halten mit körperlichen Enthemmungen Schritt.Nicht nur Gramms entblößt immer wieder seinen Bauchnabel, immer öfter werden nun Körper inspiziert statt Klänge hervorgebracht.Der Höhepunkt des zwanglosen Treibens ist erreichát, wenn alle vier ihre Schuhe und Socken ausziehen und sich an den Zehen der Mitspieler zu schaffen machen.Mit ihrem musikalischen Können zu brillieren, liegt den vier Musiker fern; es ist also ein rechter Murx, der an diesem Abend zu Gehör gebracht wird.Durch den ungewohnten Körpereinsatz wird einer anarchistischen Komik gehuldigt.Am Ende verwandelt sich die Combo in eine Krabbelgruppe.

Bis 12.Juni, jeweils 20.30 im Theater zum westlichen Stadthirschen.

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