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Kultur: Allerlei Wassermusik

Ortsspezifische Kunst ist bekannt."Musik für Orte", wie sie derzeit Peter Ablingers Ensemble Zwischentöne in einer dreiteiligen Konzertreihe vorstellt, stellt hingegen eine relativ neue Entwicklung dar.

Ortsspezifische Kunst ist bekannt."Musik für Orte", wie sie derzeit Peter Ablingers Ensemble Zwischentöne in einer dreiteiligen Konzertreihe vorstellt, stellt hingegen eine relativ neue Entwicklung dar.Jüngstes Beispiel für diese raumgebundene akustische Kunst ist die Performance "Der Hebel des Lichts - Dämmerungen, Wasserfälle, Treibgut" des Linzer Komponisten Georg Nussbaumer, die das Ensemble Zwischentöne in den Publikumstoiletten der Berliner Schaubühne zur Uraufführung brachte.

In ungewöhnlicher Umgebung etablierte man eine in ihren Mitteln und Anspielungen üppige Wassermusik, die vom stummen Video der Morgen- und Abenddämmerung über Grönlands Eisbergen über in geschlossenen Kabinen der Damentoilette betätigte Spülkästen bis hin zu den "interaktiven", mittels Photozellen vom Publikum zu steuernden Pissoirs reichte.Diese Becken waren bis zum Rand mit zerstoßenem Eis gefüllt, auf dem jeweils ein großer, poetisch beschrifteter Kiesel lag, der im Laufe der knapp einstündigen Performance langsam hinabsank.An der gekachelten Wand zogen Schnecken ihre glitschige Spur.Dieser Vielfalt im Detail steht die Ruhe der aus zwei mal zwölf Pissoirs gebildeten Doppelreihe entgegen - keine Schamwände stören den Blick, Aschenbecher an jedem zweiten Becken setzen Akzente.

Die jeweils acht über Eck angeordneten Waschbecken in den Eingangsbereichen der Toiletten versah Nussbaumer mit Kieseln, Schneckenhäusern und quarzähnlich schimmernden Salzblöcken, die unter den von Robin Hayward und Susanne Richter regulierten Wasserstrahlen langsam dahinschmolzen.Treibhölzer, kleine Fossilien und Fundstücke, akribisch auf den Seifenablagen der Becken angeordnet, weiteten die Assoziationen des Besuchers in Zeit und Raum.Daß diese Materialien dann wieder auf Tasten und Saiten der an den Eckpunkten des Garderobenganges plazierten Flügeln zum Einsatz kamen, daß Namen aus "Finnigans Wake" aus den Toilettenkabinen drangen, überfrachtete das Stück.Weniger wäre hier mehr gewesen und hätte das umherwandernde Publikum zu mehr Konzentration verführt.

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