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Psychedelic trifft auf anatolische Volkslieder. Altin Gün lieben den Mix.

© Sanja Marusic

Altin Gün im Gretchen: Grooven auf Türkisch

Altin Gün machen „Anadolu Rock“ - nie von gehört? Nun, das ist türkische Rockmusik der Siebziger. Und live extrem tanzbar. Ein Konzertbericht.

Für manche Genres kann es ein Glück sein, vergessen zu werden. Entdecken sie die Richtigen wieder, klingen sie trotz ihres Alters so unverbraucht, dass sie ein kleines Comeback erleben können, wie Surfrock, der durch den Soundtrack von „Pulp Fiction“ kurzzeitig wieder populär wurde. Vielleicht schaffen es Altin Gün, Ähnliches für den „Anadolu Rock“ zu leisten – die türkische Rockmusik der 70er, die hierzulande fast unbekannt ist.

Dass die niederländisch-türkische Band aus Amsterdam mehr als ein Nischenpublikum für ihre Mischung aus Wahwah-getriebenen Psychedelic Rock, Funk und anatolischen Volksliedern begeistern kann, bewies sie am Dienstag im restlos ausverkauften Gretchen. Die eher auf Electro spezialisierte Lokalität ist gut gewählt, denn Altin Güns Musik ist vor allem eins: tanzbar. Schon bei den ersten Takten sorgt die Rhythmusgruppe des Sextetts für einen Groove zum Zerschneiden, perfekte Grundlage für die Füße und für Ben Riders und Erdinc Yildiz Ecevits opulente Gitarren- und Synthesizer-Exkursionen, die sich wie flüssiges Licht durch diesen „goldenen Morgen“ schlängeln – das heißt „Altin Gün“ auf Deutsch.

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Ecevit, der mit rasanten Läufen auf Keyboards und Saz immer wieder Begeisterung hervorruft, ist eigentlich der Star des Abends, wirkt aber seltsam unbeteiligt und verzieht kaum eine Miene. Der Stimmung tut das keinen Abbruch: Viele Besucher versteht die türkischen Texte und singen, klatschen, tanzen mit. Als Sängerin Merve Dasdemir den Erkin-Koray-Klassiker „Cemalim“ anstimmt, hat das Konzert einen seiner Höhepunkte erreicht: Der Bass pumpt, die Synthies blubbern, die Saz schwirrt. Wie so oft bei Altin Gün ist es die gelungene Modernisierung eines Vorbildes; schon das erste Album „On“ (2018) bestand meist aus Songs des legendären Neeet Ertae, der auch als türkischer Leonard Cohen bezeichnet wird.

Hoffentlich können Altin Gün dazu beitragen, dass eine junge Generation Künstler wie Ertae, Mozollar, Barae Manço und Selda Bazcan wiederentdeckt, die schon vor 40 Jahren die Musiktradition ihres Landes mit Psychedelic und Funk verschmolzen. Sie sind nicht allein: Auch Sängerin Gaye Su Akyol haucht dem Anadolu Rock neues Leben ein. So fordert das Publikum im Gretchen völlig zu Recht „Bir Daha!“ – Zugabe!

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