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Temple of Taposiris Magna

© dpa

Archäologie: Suche nach dem Grab von Cleopatra

Das sagenumwobene Grab von Königin Cleopatra könnte nach Einschätzung der ägyptischen Altertumsbehörde bald entdeckt werden. Steht eine archäologische Sensation bevor?

Zahi Hawass liebt spektakuläre Auftritte. „Dies könnte die größte Entdeckung des 21. Jahrhunderts werden“, triumphierte der Chef der ägyptischen Altertümerverwaltung am Wochenende. Eigens hatte er in die Sandsteinruinen des Tempels von Taposiris Magna - 50 Kilometer westlich von Alexandria - eingeladen, um die neueste archäologische Sensation zu präsentieren: „Wir hoffen, das Grab von Cleopatra zu finden und zwar unversehrt.“ Am Mittwoch bereits soll ein Spezialgerät an dem Fundort Borg al-Arab nahe der ägyptischen Mittelmeerküste eintreffen, mit dem sich Röntgenaufnahmen bis zu 70 Meter Tiefe machen lassen. Denn im Innern des im dritten Jahrhundert vor Christus entstandenen antiken Gotteshauses wurden mehrere tiefe Schächte entdeckt, von denen drei möglicherweise für Bestattungen genutzt wurden. Und in einem dieser Stollen könnten Cleopatra und ihr römischer Liebhaber Marcus Antonius liegen.

Das Liebesdrama der beiden, das Verhältnis der ägyptischen Königin zu Julius Caesar sowie ihre mysteriösen Todesumstände beflügelten seit der Antike die Phantasie der Menschen und inspirierten die Werke zahlreicher Schriftsteller, Komponisten und Maler. William Shakespeare setzte dem berühmten Duo mit der Tragödie „Antonius und Cleopatra“ ein literarisches Denkmal. Hollywoods Filmsaga „Cleopatra“ von 1963 mit Elizabeth Taylor und Richard Burton ist bis heute ein Klassiker.

Nach der Niederlage gegen ihren gemeinsamen Widersacher Octavian beging das berühmteste Liebespaar der Antike kurz nacheinander Selbstmord, er mit dem Dolch, sie durch Schlangengift. Doch wie der Historiker Plutarch berichtete, zeigte sich der siegreiche Octavian großmütig. Er erlaubte, dass beide zusammen an einem geheimen Ort „in einer würdigen und königlichen Weise“ beerdigt werden durften – wo genau, das weiß bis heute keiner.

Taposiris-Tempel könnte der gesuchte Platz sein

Die Archäologin Kathleen Martinez aus der Dominikanischen Republik, die sich seit 14 Jahren mit dem Schicksal Cleopatras befasst, kam jedoch nach umfangreichen Studien zu dem Schluss, der von Ptolemäus II. vor 2300 Jahren errichtete Taposiris-Tempel könnte der gesuchte Platz sein. „Er war der heiligste Ort der damaligen Zeit“, argumentiert sie. Jemanden hier zu bestatten und nicht in einem öffentlichen Friedhof, das sei der beste Schutz gewesen, um die beiden prominenten Leichname vor Entweihung durch die Römer zu schützen. Auch geht die 40-jährige Expertin davon aus, dass das Grab speziell ummantelt und daher noch unversehrt ist. Ihrer Meinung nach wurde der Leichnam von Cleopatra mumifiziert, Marcus Antonius dagegen in einer römischen Generalsuniform begraben.

Lange Zeit stand Martinez mit ihrer Theorie allein. Die meisten ihrer Fachkollegen sind überzeugt, das Grab der beiden sei im 8. Jahrhundert in einem Erdbeben in Alexandria untergegangen. Doch seit ihr Grabungsteam im vergangenen Jahr unter dem Tempelareal einen aus Alabaster gearbeiteten Cleopatra-Kopf entdeckte, ließ sich auch Antikenchef Zahi Hawass von ihren Argumenten überzeugen. Und als Beleg legte er am Wochenende weitere Funde vor: 22 mit dem Bild Cleopatras geschmückte Bronzemünzen, sowie das Fragment einer Maske, die möglicherweise Marcus Antonius gehörte. Kurz zuvor hatten die Archäologen in dem Tempelbezirk zehn Gold belegte Mumien von Edelleuten gefunden, für Hawass ein weiterer wichtiger Beweis, dass hier auch beerdigt wurde. „Das hat mich überzeugt“, sagte er.

Doch bis die drei unterirdischen Kammern tatsächlich geöffnet werden können, wird noch einige Zeit vergehen. Denn der Tempel liegt in der Nähe des Sommersitzes von Ägyptens Präsident Hosni Mubarak, der hier von Juni an für einige Monate der brütenden Hitze in Kairo entflieht. „Wir dürfen jetzt nur noch bis Ende Mai graben“, sagt Martinez. „Und wir wissen nicht, ob wir bis dahin zu den Grabkammern vordringen können.“ Wenn nicht, müssen alle Cleopatra-Fans noch mindestens bis zum Herbst warten.

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