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Die Installation "I am a bomb/Je suis une Bombe" der Künstlerin Elodie Pong.

© Scotty Enterprises

Ausstellung in SCOTTY: Da steppt der Bär

Stare fangen und Hühner in Trance versetzen: Der Kreuzberger Projektraum SCOTTY zeigt tierisch gute Videokunst.

Bei den permanenten Umzugsbewegungen der Berliner Kunstszene ist Kreuzberg schon lange wieder angesagt, nachdem es in den 90ern von den Galerien regelrecht verlassen wurde. Nur die Künstler und die Neue Gesellschaft für Bildende Kunst, die jetzt allerdings ihrerseits Umzugspläne schmiedet, blieben da. SCOTTY, ein Projektraum im kleinsten Haus im Kiez, stemmte sich ebenfalls gegen den Trend. Die Gründerinnen haben sich vor zehn Jahren in der Oranienstraße niedergelassen, um ihre Arbeiten sowie die ihrer Gäste zu zeigen. Wie zu ihrer Bestätigung hat jetzt genau gegenüber der DAAD sein neues Domizil eröffnet. Das Ausharren hat sich gelohnt.

SCOTTY setzt also auf Kontinuität - und das auch in der Programmgestaltung. Wie schon 2016 kurz nach Silvester flimmert zum Jahresauftakt nun erneut Videokunst in der Fensterscheibe, wieder zu einem bestimmten Thema. Waren es damals Selbstporträts, sind es diesmal Tiere. Vierbeiner, Vögel, Fischen tauchen auf. Klara Hobza zeigt einen Ausschnitt ihres Langzeitprojekts „Nay, Ill Have A Starling“, mit dem sie wieder einmal das Unmögliche versucht.

Die Erreichbarkeit des Ziels ist ohnehin sekundär. Ausgerüstet mit Casher und Vogelnetz, gekleidet wie eine Lady des 19. Jahrhunderts, versucht die Künstlerin im New Yorker Central Park 60 Stare zu fangen, um sie nach England zurückzubringen, woher sie ursprünglich stammen. 1890 waren exakt 60 Exemplare von der „Acclimation Society“ von Europa nach Amerika befördert worden, da sie im Shakespeare-Drama „Henry IV“ vorkommen; der Titel von Hobzas Projekt ist dem Stück entnommen. In den USA entwickelten sich die Vögel zur Plage, die Künstlerin versucht nun zumindest 60 von ihnen zu re-importieren.

Bettina Gruber & Maria Vedder lassen Zangen, Schneebesen und einen Christbaum-Kerzenständer in einem Aquarium schwimmen, als wären es Lebewesen der Tiefsee. Lucy Powell versetzt ein Huhn in Trance, indem sie es vor einer auf dem Boden gezeichneten Linie platziert, und Elodie Pong schlüpft gleich selbst in das Kostüm eines Pandas, um darin wie eine Gogo-Tänzerin an einer Stange rauf- und runterzurutschen. Den Bärenkopf in der Hand hält sie anschließend eine Lektion über die Rolle der Frau. Das aber macht sie tierisch gut.

SCOTTY, Oranienstr. 46, bis 11.2.; Mi-Fr 15-19 Uhr, Sa 14-18 Uhr.

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