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Ateliers: Bis auf die Unterwäsche

Sie stellen die Besucher ganz schön auf die Probe. Schon allein mit ihrer Zahl. Rund 150 Künstler und Künstlergemeinschaften öffnen seit November an drei Samstagen hintereinander ihre Ateliertüren, erst im alten Pankow, dann in Prenzlauer Berg und schließlich in Weißensee.

Das Kulturteam vom Bezirksamt hat aber alles getan, damit Interessierte den Weg finden und vielleicht in vorweihnachtlicher Schenklaune eine Arbeit erwerben. Es hat eine Broschüre mit übersichtlichen Stadtplänen gedruckt, Führungen organisiert und so jene Ateliertage wiederbelebt, die bis 2006 sommers unter dem Titel „refugien“ liefen und nun „p.art“ heißen. Und die Künstler kleben das Deckblatt der Broschüre an ihre Türen. Niemand muss sich verlaufen. Trotzdem hat auf dem ersten Rundgang durchs weitläufige Pankow nicht alles geklappt wie gedacht.

Das liegt natürlich auch daran, dass viele Ateliers viel zu interessant sind, um überhaupt vom Fleck zu kommen. Zum Beispiel das von Ursula Strozynski. Gedrückt und still, so wirkten ihre Radierungen mit Berliner Stadtansichten vor 1989. Heute zeigen ihre Blätter zart abstrahierte Gebäude und Landschaften, spitz, scharf, multiperspektivisch, dynamisch. Und schon ist man mittendrin in einem Gespräch über damals und jetzt, den Kunstmarkt und den aktuellen Ateliertag. „Ich muss heute nichts verkaufen, ich habe meine Galerien“, sagt Ursula Strozynski. „Ich mache mit, weil sich viele sonst nicht über die Schwelle eines Ateliers trauen.“ Doch in den ersten drei Stunden von „p.art“ sind erst fünf Gäste zu ihr gekommen.

Die Mal- und Druckateliers von Ellen Fuhr, Annette Gundermann und Günter Blendinger am Amalienpark können später am Tag ein paar mehr Besucher vorweisen, verkauft haben die Künstler, wie Strozynski alteingesessene Pankower, noch nichts. Die Gespräche kreisen um Drucksteine für Lithografen und Studiomieten. Dorothee-Helena Jacobs im Haus nebenan ist aus dem Rheinland hinzuzugezogen und erzählt begeistert davon, wie sie sich allmählich den Pankower Kosmos erschließt. Einen Käufer haben ihre Arbeiten an diesem Tag allerdings auch noch nicht gefunden.

Auch am zweiten Wochenende der „p.art“-Tour in Prenzlauer Berg war es unmöglich, alle teilnehmenden Künstler zu treffen. Orientierung bieten jene vier Führungen, die das Kulturamt für jedes Quartier startet – am heutigen Samstag in Weißensee u. a. für das Atelierhaus Prenzlauer Promenade 149-152 (14.30 Uhr) oder Atelierhaus Berlin-Weißensee (Langhansstr. 7, 17 Uhr). Denn auch hier laden knapp 100 Teilnehmer in ihre Ateliers, und obwohl Künstler wie Peter Freitag, Florian Pelka, Steffen Geisler und Michael Picke eine gemeinsame Adresse haben, sind sechs Stunden am Samstag einfach zu kurz. Und der Sonntag, der ist im Programm nicht vorgesehen. Doch was nicht ist, kann ja noch werden: Im nächsten Jahr gibt es bekanntlich wieder eine Vorweihnachtszeit, und dann soll „p.art“ erneut stattfinden.

p.art III: Weißensee, am heutigen Samstag, 14 - 20 Uhr. Route: www.berlin.de/ba-pankow/kunstundkultur/p_art.html

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