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Don McCullin: Kriegsfotografie: Im Sog der Gewalt

Er ist zum Inbegriff des Kriegsreporters geworden: der Brite Don McCullin. C/O Berlin widmet ihm im Postfuhramt eine Ausstellung. Hier finden Sie bereits einige seiner Bilder.

Er war immer dort, wo es hässlich wurde. Kaum dass die weltpolitische Lage sich in Vietnam, in Biafra, im Libanon, in Derry oder 1961 während des Mauerbaus in Berlin (Foto) zuspitzte, packte Don McCullin seine Kameratasche und fuhr hin. Der Brite ist zum Inbegriff des Kriegsreporters geworden, der die Menschheitskatastrophen in dramatischen Bildern festhält, seit er Mitte der fünfziger Jahre als studierter Maler den Wehrdienst bei der Royal Air Force ableistete. Die Suez-Krise erlebte er noch in der Dunkelkammer mit, aber schon der Zypernkonflikt brachte ihm 1958 den Durchbruch als engagierter Beobachter. Sein Credo: „Wenn du das, was du siehst, nicht fühlst, wirst du andere nie dazu bringen, etwas zu empfinden.“

Das ständige Grauen, in das ihn das angesehene „Sunday Times Magazine“ schickte, hat ihn zu einem Süchtigen der Extreme gemacht. 18 Berufsjahre verbrachte er auf Schlachtfeldern, auf denen Kinder von Granaten zerfetzt und Familien im Hunger ausgelöscht wurden. Seine schockierenden Aufnahmen verleideten England das Sonntagsfrühstück.

McCullin gibt zu, dass seine Arbeit moralisch ambivalent ist. Sie verdankt sich dem Adrenalinkick ebenso wie dem Widerwillen und wandelt diesen Widerspruch in über den Anlass hinausreichende Fotos um. „Unreasonable Behaviour“ hat McCullin seine Autobiografie genannt, die er unter dem Eindruck schrieb, dass seine Fotos nichts bewirkt haben. Nicht minder pessimistisch ist seine Berliner Ausstellung „Impossible Peace“ betitelt. Sie belegt, wie zerbrechlich der soziale und seelische Frieden ist – mit Fotos, von denen McCullin sagt, dass sie Gedanken „kontaminieren“ sollen. Kai Müller

C/O Berlin im Postfuhramt, Sa 12.12. bis So 28.2., tgl. 11-20 Uhr, 8 €, erm. 5 €.

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