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Gedränge bei Vermeer in Amsterdam.

© IMAGO/ANP / IMAGO/Koen van Weel

Ausverkauft in Amsterdam: Noch mehr Vermeer

450 000 Tickets in drei Tagen - und ein neuer Rekord für den Maler der stillen Innenräume.

Das war fast zu erwarten. Die Vermeer-Ausstellung im Rijksmuseum ist ausverkauft. 450 000 Tickets mit Time slots bis zum 4. Juni gingen in den ersten drei Tagen weg. Die Nachfrage bleibt „gigantisch“, wie aus Amsterdam zu hören ist. Lässt sich Vermeer vermehren? Möglicherweise werden die Öffnungszeiten ausgedehnt; die „Nachtwache“ von Rembrandt gehört ja zu den Schätzen des Nationalmuseums. Und es hängt dann auch von der vermutlich galaktischen Versicherungssumme ab.

Von den 37 Werken, die dem holländischen Maler des 17. Jahrhunderts sicher zugeschrieben werden können, sind 28 in der Schau zu sehen. Wenn man bei dem Andrang überhaupt in ihr Blickfeld kommt. Bei der letzten spektakulären Vermeer-Parade vor dreißig Jahren in Washington waren es 21. Jetzt gibt es einen neuen Vermeer-Rekord - im Picasso-jahr. Und das will man sich nicht entgehen lassen.

Museum statt Kirche

Was aber macht den Meister der Stille, wie er oft bezeichnet wird, so außergewöhnlich, ja überirdisch? Jan Vermeer steht im Olymp der Malerei nicht allein. Raffael in Rom: 2020 ein Blockbuster! „Les Choses“ im Louvre, eine kürzlich zu Ende gegangene Ausstellung über das Stillleben und unser Verhältnis zu den (letzten) Dingen, zog Massen an.

Auch die Moderne zieht

Und das trifft auch nicht nur auf Alte Meister zu: Die Gegenüberstellung des bald schon abstrakten Impressionisten Claude Monet und der 1992 verstorbenen Malerin Joan Mitchell in der Pariser Fondation Vuitton war ein großer Publikumserfolg. Die Reihe lässt sich verlängern, aber nicht beliebig. Sonst gäbe es auch in Berlin mal wieder die Mega-Schau, nach der sich so viele sehnen.

Es ist der gefühlte Moment des Einzigartigen, Unwiederbringlichen, das sich mit Vermeers Aura verbindet zur Gloriole. „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ war als Buch und Film ein Bestseller. Seine vollendeten und nie ganz auszudeutenden Interieurs scheinen sich gegen unsere Zeit zu stellen, Ikonen der Meditation, der Erlösung im Stillstand. Zeit-Fenster, ganz wörtlich, wo Zeit der entscheidende Lebensfaktor ist, nicht Geld.

Während viele Menschen aus der Kirche austreten, verzeichnen die Museen Zulauf. Es gibt für Vermeer - wie für die Liebe - keine letztgültige Erklärung. Und dann kippt es um. In vollgestopften Sälen ist man nicht allein mit seiner Leidenschaft. Leonardos Gioconda erlebt es täglich und lächelt verschwiegen.

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