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Eva Sichelschmidt sitzt während einer Lesung im Rahmen des Bachmann-Preises der «46: Tage der deutschsprachigen Literatur» in Klagenfurt. Nach zwei virtuellen Ausgaben findet das deutschsprachige Wettlesen erstmals seit Beginn der Pandemie wieder mit Autorinnen und Autoren vor Ort statt, im Freien.

© dpa/Gerd Eggenberger

Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb: Klagenfurter Juwel

Das 47. Wettlesen um den Bachmann-Preis findet wieder in Präsenz im Studio statt. Dabei sind Deniz Utlu, Anna Gien und Yevgeniy Breyger.

Ein Kommentar von Gerrit Bartels

Man gibt sich Mühe in Klagenfurt und beim ORF, wenn es um den Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb geht. Als am Mittwoch bekanntgegeben wurde, welche Autorinnen und Autoren dieses Mal antreten, um den mit 25.000 Euro dotierten Bachmannpreis zu gewinnen, bezeichnete der Bürgermeister der Stadt, Christian Schneider, den Wettbewerb als ein Juwel, das über Österreichs Landesgrenzen hinaus ein großes Echo finde. Die ORF-Landesdirektorin Karin Bernhard sekundierte und sprach von einem kulturellen Ereignis.

So gehört sich das natürlich beim medialen Werbegalopp. Trotzdem ist die Unverwüstlichkeit des Klagenfurter Lesens wirklich aller Ehren wert. Zum 47. Mal findet der Wettbewerb nun statt, vom 28. Juni bis zum 2. Juli: der „Bewerb“, wie die Einheimischen ihn nennen. Wie oft wurde ihm schon das Totenglöckchen geläutet!

„Schafft Klagenfurt ab!“, hieß es nach einem schwächeren Jahrgang gerne schon mal. Dann schien es eine Zeitlang, als sei man beim ORF etwas müde, das Ganze ist mit fünf Tagen Laufzeit und vielen Stunden Live-Übertragung durchaus kostenintensiv.

Und die Pandemie war einerseits wie überall eine kleine Katastrophe, setzte aber andererseits Reserven frei, den Wettbewerb trotz aller Corona-Widrigkeiten jetzt erst recht durchzuführen: ausschließlich digital, dann mit den Teilnehmenden, die daheim lasen, und der Jury im Klagenfurter ORF-Studio, schließlich, wie im vergangenen Jahr, mit den Lesungen im Garten.

Das 47. Bachmann-Lesen ist nun das Erste, das genau wie vor der Pandemie wieder mit allen zusammen im Studio stattfindet. „Ein Sommer wie damals“, versuchte sich die ORF-Landesdirektorin an einer Peter-Kurzeck-Formulierung, und tatsächlich: Wo ist der Sommer schöner als am Wörthersee? Kleinere Neuerungen gibt es auch, so ist das jedes Jahr.

Dieses Mal sind es vor allem zwei neue Jurymitglieder, eins davon durchaus glamöurös: die Schriftstellerin und Kulturwissenschaftlerin Mithu Sanyal, sie löst Vea Kaiser ab. Der Schweizer Literaturwissenschaftler Thomas Strässle wiederum ersetzt Michael Wiedenstein. Bei den Autorinnen und Autoren sind einige schon etabliertere dabei, so wie Deniz Utlu, Anna Gien oder Robert Strasser. Am gewissermaßen heißesten gehandelt wird allerdings schon jetzt der 1989 in Charkiw geborene und 1999 mit seiner Familie nach Deutschland gekommene Lyriker Yevgeniy Breyger.

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