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Daniel Barenboim und Martha Argerich am Ostersamstag in der Philharmonie.

© Holger Kettner

Barenboim und Argerich in der Philharmonie: Eine Ahnung von Gleichberechtigung

Daniel Barenboim und Martha Argerich sind Weltstars, jeder für sich. Und sie kennen sich seit langem. Bei den Festtagen der Berliner Staatsoper sind sie jetzt zusammen aufgetreten.

In der Dramaturgie der Staatsopern-Festtage soll dieser Auftritt wohl das Intermezzo sein, zwischen den Brocken der Tannhäuser-Premiere und den Symphoniekonzerten. Doch wenn zwei Tastenstars wie Martha Argerich und Daniel Barenboim angesagt sind, kann von Intimität keine Rede sein, die Fans stürmen die Philharmonie. Zum Glück nur für vierhändige Klavierwerke, also ohne Orchester – da bleibt Platz auf dem Podium, um zusätzliche Stühle aufzustellen. Die Konstellation: tatsächlich äußerst reizvoll. Argerich wie Barenboim sind beide in Buenos Aires geboren, im Abstand von nur einem Jahr, und beide haben Weltkarriere auf dem Klavier gemacht.

Mozart hat im Lauf seines kurzen Lebens immer wieder für vier Hände komponiert; die Sonate D-Dur KV 448 ist eines der seltenen Werke, die explizit für zwei Klaviere geschrieben sind. Gleichklang und Verschmelzung bleiben bei der Aufführung am Ostersonnabend jedoch Theorie. Argerich verzichtet weitgehend auf ihren stürmischen, furchtlosen Stil, ordnet sich Barenboim unter. Der hat den Primo-Part inne, die meisten virtuosen Passagen fallen ihm zu, Argerich darf begleiten. Zudem steht sein Flügel vorne, schottet den anderen ab, das mag den Klangeindruck ebenfalls beeinflussen.

Eine Ahnung von Gleichberechtigung stellt sich bei Schubert ein. Für dessen Variationen As-Dur über ein eigenes Thema D 813 sitzen beide an einem Flügel – bei Strawinskys „Sacre du printemps“ sind es dann kurioserweise wieder zwei. Strawinsky hat die vierhändige Fassung schon 1912, ein Jahr vor der Uraufführung seines Jahrhundertwerks, publiziert. Sie stellt zwar das traditionelle Rhythmus- und Harmonikvorstellungen zertrümmernde Gerüst klarer aus, reicht aber bei weitem nicht an die archaische Wucht der Orchesterfassung heran.

Auch hier bleibt die Rangordnung unverändert, Argerich übernimmt den Secondo-Part, imitiert die hämmernden Streicher, mit denen der Tanz der jungen Mädchen beginnt, während Barenboim markante Figuren von prachtvoller Schönheit meißelt. Hemmungsloser Jubel im Saal, beide drehen mehrere Runden, um alle im Publikum gleichermaßen zu bedenken. Er führt sie.

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