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Ehrengrab. Schinkels sanierte Ruhestätte auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof wurde am Donnerstag wiedereingeweiht. Foto: dapd

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Kultur: Baumeister für alle Lebenslagen Zu Schinkels Ehren: große Retrospektive 2012

Seine Bauten finden sich überall in der Stadt: Altes Museum, Schauspielhaus, Neue Wache, Friedrichwerdersche Kirche und zumindest als Mimikry die Bauakademie, die an jedem runden Jahrestag gefeiert wird. Die vom Kupferstichkabinett für 2012 geplante große Karl-Friedrich-Schinkel-Retrospektive braucht dagegen keinen besonderen Anlass.

Seine Bauten finden sich überall in der Stadt: Altes Museum, Schauspielhaus, Neue Wache, Friedrichwerdersche Kirche und zumindest als Mimikry die Bauakademie, die an jedem runden Jahrestag gefeiert wird. Die vom Kupferstichkabinett für 2012 geplante große Karl-Friedrich-Schinkel-Retrospektive braucht dagegen keinen besonderen Anlass. Vor dreißig Jahren, also eine ganze Wissenschaftlergeneration zuvor, gab es die letzte große Schinkel-Schau in Berlin. Es wird höchste Zeit also, den königlichen Baumeister, Maler, Zeichner, Möbeldesigner, Bühnenbildner neu zu betrachten.

Und doch stellte der Direktor des Kupferstichkabinetts, Hein Schulze-Altcappenberg, sein Unternehmen für das kommende Jahr nicht von ungefähr in einer Jubiläumswoche vor. Am gestrigen Donnerstag wurde aus Anlass von Schinkels 170. Todestag dessen Grab auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof feierlich wiedereingeweiht. Das von dem Schinkel-Schüler Gustav Stier nach Entwürfen des Lehrers gestaltete Ehrengrab wurde in den letzten drei Jahren für 50 000 Euro restauriert und um einen Grabstein für die Gattin des Künstlers, Susanne Schinkel, ergänzt. Ein von August Kiss gefertigtes Porträtmedaillon ziert nun wieder die steinerne Stele.

Schinkel gehört zu den zentralen Künstlerfiguren der Stadt. Wie viel sie auch an ihren lebenden Künstlern hat, beginnt die Politik zunehmend zu begreifen. Auch bei den Koalitionsverhandlungen von SPD und CDU spielt die Kultur keine nachgeordnete Rolle. Für die Kunst soll etwas getan werden – etwa in Gestalt einer dauerhaften Kunsthalle, um den Talenten ein Forum zu geben. Ein Universalgenie, wie Schinkel es war, mag zwar nicht mehr darunter sein, zumal sich die Bedingungen, die Auftragssituation, grundlegend geändert haben. Schinkel war Hofarchitekt, Maler und begnadeter Bühnenbildner, er entwarf außerdem Möbel, Skulpturen, Bilderrahmen oder Kronleuchter. So fleißig wie er und unauffällig zugleich, so nachhaltig das Gesicht der Stadt prägend und in allen Sparten gegenwärtig, so akribisch im Detail und souverän im Großentwurf kann heute kein Künstler mehr sein, mag ihm auch wie etwa Olafur Eliasson ein Großatelier zur Verfügung stehen. Es ist nur entfernt Schinkels Bauakademie vergleichbar, an der dem Meister ein eingeschworener Stab zur Hand ging.

Die Übersichtsschau des Kupferstichkabinetts (ab 7. September 2012) versucht sein Geheimnis zu lüften: Was war Schinkel – Klassizist, Mediävist, Historist? Oder alles zugleich? Von Schinkel lässt sich lernen, wie man mit der Geschichte umgeht. Die Virulenz seines Werks zeigt sich nicht nur im Vergleich mit der Wirksamkeit heutiger Künstler, sondern auch in der Diskussion über Rekonstruktion und Moderne in der zeitgenössischen Architektur. Nicola Kuhn

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