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Francois-Xavier Roth am Pult der Philharmoniker.

© Foto: Stephan Rabold

Berliner Philharmoniker: Ganz großes Kino

Francois-Xavier Roth und die Berliner Philharmoniker begeistern mit Werken von Debussy und Dukas. Gefeiert wird auch die Geigerin Isabelle Faust.

Selbst Menschen, die sehr regelmäßig Konzerte der Berliner Philharmoniker besuchen, kann es passieren, dass sie von dem Sound dieses Orchesters förmlich umgehauen werden. So wie  am Donnerstag, zu Beginn von Paul Dukas‘ „Polyeucte“-Ouvertüre. Da machen die Musikerinnen und Musiker vom ersten Takt an einen derart weiten Klangraum auf, dass man meint, förmlich hineinspazieren zu können.

Zur Tragödie von Pierre Corneille hat der französische Komponist Paul Dukas 1891 dieses sinfonische Vorspiel geschrieben. Zuerst ist die Stimmung verschattet, dann fällt scharfes Licht herein, schließlich kommt noch eine lyrische Liebesmelodie hinzu. Meisterlich verzahnt Dukas die drei Themen miteinander, und die Philharmoniker laden die Musik mit mehr dramatischer Dringlichkeit auf, als die noblen Hexameter des Klassikers Corneille auf der Bühne jemals einzulösen im Stande wären.

Die Klangfarben funkeln und glitzern

Gastdirigent Francois-Xavier Roth braucht nur ganz behutsame Gesten, um diese flammenzüngelnde Energie zu entfesseln. Offensichtlich hat er seine Gedanken in den Proben bestens zu artikulieren gewusst. Der 50-jährige Franzose ist ein scharfsinniger Analytiker, seinem Landsmann, dem 2016 verstorbenen Pierre Boulez nicht unähnlich. In der anschließenden „Zauberlehrling“-Tondichtung, Dukas bekanntestem Werk, sorgt Roth für gleißende Klarheit, durchleuchtet die auf alle Zeiten mit Disneys „Fantasia“-Zeichentrickfilm verbundene Partitur bis in die feinsten Details. Und die Philharmoniker machen ganz großes Kino, lassen die Klangfarben funkeln und glitzern, dass es die pure Freude ist.

Claude Debussys Kantate „La Damoiselle élue“, die zweite Rarität des Abends, ist ein etwas anämisches Jugendwerk, mystisch-symbolistisch verhaucht, so wie die literarische Vorlage von Dante Gabriele Rossetti. Betörender noch als die Solistinnen Anna Prohaska und Adèle Charvet singen hier die Damen vom Berliner Rundfunkchor: Wie Abendsonnenglanz legen sich ihre leuchtenden Töne über die matt schimmernden Orchesterstimmen.

Gefeiert wird am Donnerstag auch Isabelle Faust, für ihre souveräne Interpretation von Bela Bartoks 2. Violinkonzert. Uneitel wirkt diese Virtuosin, in sich ruhend, gerade bei hochkomplexen Werken wie diesem, stilsicher und selbstbewusst, eine Künstlerin, die keine Showeffekte braucht, um sich in Szene zu setzen. Weil bei ihr die Musik an erster Stelle steht

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