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Kultur: Bilderrauschen

Berliner Museumsstreit im Kulturausschuss.

Einigkeit und Unklarheit – diese beiden Gemütszustände bewegten die Mitglieder des gestrigen Kulturausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus, auch nachdem die Chefs der Stiftung Preußischer Kulturbesitz auf Fragen zum Umzug der Gemäldegalerie und einem neuen Museum des 20. Jahrhunderts geantwortet hatten. Auf Antrag der Linken und von Bündnis 90/Die Grünen versuchten Stiftungspräsident Hermann Parzinger, Generaldirektor Michael Eissenhauer, Gemäldegalerie-Chef Bernd Lindemann und Nationalgalerie-Direktor Udo Kittelmann zu erklären, welche Strategien die Staatlichen Museen verfolgen, um die Gemäldegalerie auf die Museumsinsel zu überführen und der Moderne auf dem Kulturforum zu ihrem Recht zu verhelfen. Zumindest darin waren sich Museumsleute und Landespolitiker einig: Zwischenlösungen darf es keine geben, die in Berlin bekanntermaßen länger dauern, wie sich zuletzt am Stadtmuseum und am Bauhaus-Archiv erwiesen hat. Wie es weitergeht, darüber soll die Machbarkeitsstudie im Frühjahr 2013 Auskunft geben.

Parzinger versicherte noch einmal: „Es wird nichts geschehen, was auf Kosten der Alten Meister geht. Ein jahrelanges Wegschließen ist für uns indiskutabel.“ Zugleich gestand er Fehler bei der Kommunikation ein, auf welche die Stiftung nun immer wieder zurückgeworfen werde. Er bedauerte, dass deshalb niemanden die Aussicht auf einen Museumsneubau erfreue – ob für die Alten Meister oder die Moderne. Und er betonte erneut, dass die Sammlung Pietzsch im Gesamtkonzept eine nachgeordnete Rolle spiele. Eissenhauer erklärte, dass der Bau der Gemäldegalerie am Kulturforum aus heutiger Sicht ein Fehler war. Dennoch sei das Gebäude eine Option. Schon Anfang der Neunziger habe es geheißen, dass es nicht zwingend von den Alten Meistern genutzt werden müsse.

Kittelmann erinnerte an das Dilemma, dass alle großen Museen die wichtigsten Kunstströmungen des 20. Jahrhunderts zeigen, nur nicht in Berlin, der Stadt, von der sie ihren Ausgang nahmen. Er nannte das künftige Museum der Moderne eine historische Chance, in dem zugleich die Kunstentwicklungen im einst geteilten Deutschland angemessen dargestellt werden könnten. Die jetzige Planung ziele auf eine Dreifachlösung sowohl für die Alten Meister als auch für das 20. und 21. Jahrhundert, das dann seine Heimstatt im Hamburger Bahnhof finden könne.

Die Abgeordneten reagierten ihrerseits mit Vorschlägen. Uwe Lehmann-Brauns (CDU) empfahl, sich wieder nach Dahlem zu orientieren, wo das Volkskundemuseum leer stehe. Wolfgang Brauer (Die Linke) nannte Kronprinzenpalais und Palais am Festungsgraben als Domizile für die Sammlung Pietzsch. Den Gedankenspielen bereitete Parzinger ein Ende: Für Zwischenlösungen bestehe kein Zeitdruck. Das Sammlerpaar wolle bis an sein Lebensende mit den Bildern zusammenleben und stelle als einzige Bedingung für die Schenkung, dass ein Museum der Moderne entsteht, in dem auch ihr Schatz zu sehen sein wird. Nicola Kuhn

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