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Kultur: Bizarres und Begehrlichkeiten

Im "Rat für die Künste" versammeln sich in regelmäßigen Abständen alle Berliner Kulturinstitutionen.Mit dem "Rat" hat die Hauptstadt ihr inoffizielles Kunstparlament, eine Einrichtung, die es wahrscheinlich nur hier gibt.

Im "Rat für die Künste" versammeln sich in regelmäßigen Abständen alle Berliner Kulturinstitutionen.Mit dem "Rat" hat die Hauptstadt ihr inoffizielles Kunstparlament, eine Einrichtung, die es wahrscheinlich nur hier gibt.Am Montag hatte sich der Rat Klaus Wowereit eingeladen, einen SPD-Finanzpolitiker mit kulturellen Interessen.Wowereit sitzt dem Unterausschuß Theater vor, im mächtigen, fürs Geld zuständigen Hauptausschuß ist er stellvertretender Vorsitzender.Sein Vortrag war über weite Strecken eine Generalabrechnung mit der Berliner Kulturpolitik: Von dort, sagt Wowereit, kommen trotz anhaltenden Sparzwangs keinerlei Spar-Konzepte.Statt dessen herrsche vor allem im Kulturausschuß die leider unrealistische Meinung vor, in der Berliner Kulturlandschaft müsse alles und jedes erhalten bleiben.Die Arbeit des Kulturausschusses - zu werten, Prioritäten zu setzen, das Wichtige vom weniger Wichtigen zu scheiden - habe sich deshalb auf die Finanzpolitiker verlagert.

Die Berliner Finanzpolitiker verstehen den Kultursenator nicht.Es sei ihm nicht klar, klagte Wowereit, warum einerseits das Theater "Tribüne" geschlossen werden soll, während es für das künstlerisch vergleichbare Schloßpark-Theater sogar höhere Zuschüsse gibt.Der Hauptausschuß wüßte auch gerne, wieso die Deutsche Oper mit einem jährlichen Zuschuß von 80 Millionen Mark nicht auskommt, während die Komische Oper mit 58 Millionen Mark über die Runden kommt.Überhaupt scheint die in Finanzdingen etwas wurstige Deutsche Oper bei den Berliner Politikern mehr und mehr die Rolle des Feindbildes zu übernehmen.Wowereit wurde nicht müde, immer wieder "harte Sanktionen" für Götz Friedrichs Haus zu fordern, falls es in diesem Jahr erneut mit seinen Zuschüssen nicht auskommt.Es zeichnet sich dieser Fall bereits ab.

Die Bundesmittel für Hauptstadtkultur werden voraussichtlich von 60 auf 120 Millionen Mark erhöht.Das weckt in der Stadt Begehrlichkeiten.Der Rat möchte sichergestellt wissen, daß die zusätzlichen Millionen tatsächlich bei der Kultur bleiben.Denkbar ist der Fall, daß der Berliner Senat auf die Geste der Bundesregierung antwortet, indem er seine eigene Kulturförderung um 60 Millionen Mark kürzt.60 Millionen: Damit, so hieß es in der Akademie der Künste, könnte einiges von dem "aufgeforstet" werden, was in den letzten Jahren Einsparungen zum Opfer fiel.Ein besonders bizarres Beispiel für die Folgen des Sparkurses sind die Bezirks-Kulturämter.In einigen Kulturämtern - Hellersdorf, Tempelhof - wurde der Etat auf Null oder nahezu Null heruntergefahren, berichtete Wowereit.Die Gehälter der Mitarbeiter müssen natürlich weiterbezahlt werden - Angestellte, die nichts mehr zu verwalten haben außer sich selbst. mrt

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