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Kultur: Brecht sprechen

Auch Cate Blanchett folgt Soderberghs Manifest

Nein, diese journalistische Fehlleistung muss Cate Blanchett sofort korrigieren. Nicht zwei, sondern drei Oscar-Nominierungen hat sie bekommen. Und einmal wurde daraus ein Oscar. Dann lacht sie, lässt jetzt tatsächlich ihre Zähne blitzen, während sie doch sonst eher still, unnahbar fast, lächelt, mit feiner Ironie in den Mundwinkeln.

„The Good German“ – der sitzt in Gestalt ihres Film-Ehemanns Christian Oliver bei der Pressekonferenz neben ihr, auf der anderen Seite wird sie von Regisseur Steven Soderbergh flankiert, gekleidet im T-Shirt mit grünem Ampelmännchen (Ost). Ein Vierter des Teams ist unsichtbar dabei, George Clooney, über den sie alle erstmal von Herzen schwärmen, wie er seine Strahlkraft als Star bewusst zurückgenommen und sich dem Projekt untergeordnet habe.

Das war aber auch so verlangt, von jedem. Eigens habe er den Schauspielern ein Manifest geschrieben, wie vor 60 Jahren in Hollywood gespielt wurde und wie sie es nun wieder tun sollten: sehr nach außen gekehrt, ohne Ironie. „Wie das Brecht’sche Theater“, so sah es Cate Blanchett und fand es zuerst sehr merkwürdig, vor einer Kamera zu agieren, die viel weiter entfernt war als gewohnt, also wie auf einer Bühne zu spielen – dazu noch teilweise auf Deutsch. Das hatte sie erst zwei Tage vorher erfahren, aber Soderbergh wollte nun mal die beiden Welten, in denen ihre Figur lebt, auch sprachlich trennen, was ihr einleuchtete: So wurde die Rolle authentischer. Und in Christian Oliver hatte sie ja gleich den richtigen Sprachlehrer. Ob sie jetzt noch Deutsch sprechen könne? „Alles vergessen.“

Die schlechten Kritiken in den USA, der finanzielle Reinfall konnten Soderbergh den Spaß an dem Film nicht verderben, versichert er. Einen Hitler-Film würde er nie drehen, zu dem Thema fiele ihm nichts Neues ein. Aber die Nachkriegszeit, der beginnende Kalte Krieg, die Jagd der Sieger auf die deutschen Wissenschaftler – das alles war ihm neu und interessant. Wie er für solche Projekte immer wieder Geld auftreibe? Die Antwort fällt leicht: „Ich frage“.

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