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© dpa

Ku’damm-Bühnen: Vorhang auf für den Protest

Künstler und Fans der Ku’damm-Bühnen lassen nicht locker: Sie demonstrieren gegen die Umbaupläne.

Diesmal spielte die Musik nicht in den Ku’damm-Bühnen, sondern davor: Zahlreiche Künstler, Prominente und Politiker traten am Freitag vor dem Theater und der Komödie am Kurfürstendamm auf, um gegen den Abriss zu protestieren. Mehr als 400 Stammgäste und Sympathisanten der Bühnen bildeten das Publikum. Eingeladen zur fünfstündigen Demo mit Gesang, Tanz und Reden hatte der Chef des Berliner Theaterclubs und Gründer des Vereins „Rettet die Ku’damm-Bühnen“, Otfried Laur.

Auf der Straßenbühne spielten unter anderem Andrej Hermlin und sein Swing Dance Orchestra. „Wir haben genügend gesichtslose Theater“, sagte Hermlin zu den Plänen des irischen Investors Ballymore, die zwei alten Säle mit zusammen 1400 Plätzen durch einen knapp halb so großen Theaterneubau mit historischem Dekor zu ersetzen. Unter den weiteren Künstlern, die aus Solidarität auftraten, waren das Salon-Orchester Berlin, das Leipziger Kabarett Die Pfeffermühle, die Kabarettistin Gabi Decker, der Autor Horst Pillau, die Sänger Bert Beel und Angelika Mann sowie die Schauspieler Edith Hancke, Walter Plathe, Klaus Sonnenschein und Herbert Köfer.

Die Charlottenburg-Wilmersdorfer Bürgermeisterin Monika Thiemen (SPD) erinnerte daran, dass alle Parteien im Bezirk seit Jahren die Erhaltung der Theater fordern. Berlins Grünen-Fraktionschefin Franziska Eichstädt-Bohlig kritisierte, dass der Senat Ende der neunziger Jahre die Nutzungsbindung der Bühnenräume für vier Millionen Euro an den damaligen Vermieter verkauft habe. „Der Ku’damm lebt nicht vom Kommerz allein.“

Intendant Martin Woelffer und sein Vater Jürgen Wölffer hatten vorab signalisiert, sie könnten und wollten sich nicht an dem Protest beteiligen. Sie hatten sich schweren Herzens Ende 2008 mit Ballymore geeinigt. Denn einen gültigen Mietvertrag besaßen die zwei Boulevardtheater im Ku’damm-Karree monatelang nicht mehr, nachdem die vorherigen Eigentümer ihn gekündigt hatten. Erst jetzt gibt es die Aussicht auf einen Vertrag mit 20-jähriger Laufzeit – wenn auch nicht mehr in den alten Räumen.

Das 1921 eröffnete Theater am Kurfürstendamm hatte der Architekt Oskar Kaufmann gestaltet. Ab 1928 wurde es von Max Reinhardt geführt, der sich bereits 1924 von Kaufmann die benachbarte Komödie hatte bauen lassen. Nach dem Krieg wurden die Bühnen von Hans Wölffer übernommen und später von seinem Sohn Jürgen geführt; seit 2004 leitet Martin Woelffer den Familienbetrieb.

Das Landesdenkmalamt hat einen Schutz der Säle stets abgelehnt. Wegen Kriegszerstörungen seien nur noch Teile der Einrichtung originalgetreu, hieß es. Der Stadtplaner Dietrich Worbs, der ein Buch über die Bühnen geschrieben hat, sprach dagegen von einem „Denkmal im Herzen der Berliner“. Er hob auch die „deutsch-jüdische Tradition“ hervor, da Reinhardt und Kaufmann jüdischer Herkunft waren. Der Dramaturg und Drehbuchautor Curth Flatow schrieb in einem Grußwort, dass Berlin „von vielen Städten um diese Theater beneidet wird“.

Der Investor will 2010 mit dem Umbau beginnen. Zum Projekt gehören Läden und Wohnungen. Ein Werbeteam zeigte eine Computersimulation und verteilte Flyer für eine neue Internetseite von Ballymore. „Gute Kultur braucht gute Investoren“, stand auf den Handzetteln.

Informationen über das Bauprojekt:

www.das-neue-kudammkarree.de

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