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Der verstorbene Dirigent Carl August Bünte.

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Zum Tod des Dirigenten Carl August Bünte: Carl August Bünte: Von Berlin nach Tokio – und zurück

Er war der erste Chefdirigent des Berliner Symphonischen Orchesters. Später zog es ihn nach Japan. Ein Nachruf auf Carl August Bünte.

Zwei Mal durfte er die Berliner Philharmoniker dirigieren, Anfang der fünfziger Jahre, auf Einladung von Wilhelm Furtwängler. Dann aber wurde Herbert von Karajan Chefdirigent des Spitzenorchesters, der umgehend weitere Engagements untersagte. So hat es Carl August Bünte später selber erzählt. Und sich damit auf eine Stufe mit seinem Kollegen Hans Knappertsbusch gestellt, den Karajan ebenfalls vom Pult der Philharmoniker verbannte.

Ganz so berühmt wie Knappertsbusch ist der 1935 geborene Sohn des Pianisten und Berliner Hochschulprofessors Charles Bünte nicht geworden. Aber er war dennoch über Jahrzehnte eine feste Größen im Musikleben seiner Heimatstadt, vor allem als Chef des Berliner Symphonischen Orchesters, das er ab 1949 ganze 24 Jahre lang leitete.

Bünte war mit der Schauspielerin Brigitte Grothum verheiratet

Das Handwerk hatte er ab 1946 bei dem nur zwölf Jahre älteren Sergiu Celibidache gelernt. Außerdem studierte er bei Paul Höffer Komposition. Über 1000 Konzerte sollte Bünte dann in seiner langen Karriere dirigieren, vor allem mit dem Berliner Symphonischen Orchester, mit dem er auch viele Tourneen unternahm, beispielsweise schon 1951 nach Ägypten. In erster Ehe war Bünte ab 1956 mit der Schauspielerin Brigitte Grothum verheiratet.

1962 zeichnete ihn der „Verband der deutschen Kritiker“ in der Sparte Musik aus, für seine Beschäftigung mit den Sinfonien Ludwig van Beethovens und – zu dieser Zeit keinesfalls selbstverständlich – Anton Bruckners.

Nach dem Bau der Berliner Mauer beschloss der Senat, Büntes Symphoniker mit einem anderen privaten Orchester zu fusionieren, dem „Deutschen Symphonie-Orchester“ von Hans-Joachim Wunderlich (nicht zu verwechseln mit dem heutigen DSO, das damals RSO hieß). Ziel war es dabei, jenen in West-Berlin lebenden Musikern eine berufliche Perspektive zu geben, die bis 1961 bei Institutionen in Ost-Berlin ihr Geld verdient hatten. Bünte sträubte sich gegen den Zusammenschluss mit dem in seinen Augen „recht mittelmäßigen“ Konkurrenten, übernahm dann aber dennoch 1966 die Chefposition bei dem nun „Berliner Symphonisches Orchester“ (SOB) genannten Ensemble.

Er ging nach Japan und kehrte als Gastprofessor nach Berlin zurück

1973 legte er sein Amt nieder und orientierte sich beruflich neu in Richtung Fernost. Neun Jahre lang lebte er in Tokio und dirigierte während dieser Zeit Konzerte mit insgesamt 14 verschiedenen japanischen Orchestern. Anschließend kehrte er nach Berlin zurück, wo er bis 1999 als Gastprofessor an der Universität der Künste wirkte. Zu seinen Studenten zählten hier unter anderen Renchang Fu, der frühere Chefdirigent des Hohenfels-Orchesters, und Steffen Schubert, seit 2009 der Leiter des Ernst-Senff-Chores.

Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Carl A. Bünte bereits am 6. Juni im Alter von 92 Jahren verstorben und in aller Stille beigesetzt worden.

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