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Globaler Erfolg: Szenen aus „Psycho“ und Kinos rund um die Welt eröffnen den Comic „Hitchcock“.

© Splitter

Comic-Biografie: Mit Alfred Hitchcock unter der Dusche

Der Comic „Hitchcock“ zeichnet das Leben des Regisseurs nach. Das dürfte Comicfans und Cineasten erfreuen - auch wenn die Autoren es Lesern nicht leicht machen.

Natürlich, „Psycho“, der Thriller mit der berühmtesten Duschszene der Film-, ach was, der Weltgeschichte. Schon Sacha Gervasi hatte 2012 den Schocker um das mörderische Muttersöhnchen Norman Bates in den Mittelpunkt seiner Filmbiografie „Hitchcock“ gestellt.

Eine naheliegende Wahl, die offensichtlich auch Noël Simsolo und Dominique Hé, die Schöpfer der dem legendären Dicken gewidmeten Graphic Novel „Hitchcock“ (Band 1, Übersetzung Tanja Krämling, Splitter, 160 S., 24 €), einleuchtete. Die haben sich vorgenommen, das gesamte Leben Alfred Hitchcocks in zwei Bänden chronologisch nachzuzeichnen. Der Hype um „Psycho“, der 1960 weltweit Kinotriumphe feierte, ist also nur eine Episode unter vielen, aber die, mit der sie ihre Biografie eröffnen.

Eine Plauderei zwischen Hitchcock, Cary Grant und Grace Kelly

Das zwingt zu einem Zeitsprung, einem von vielen, mitunter leicht verwirrenden in dem „Der Mann aus London“ untertitelten ersten Band. Denn als roten Faden haben sich Filmhistoriker Simsolo, verantwortlich fürs Szenario, und Zeichner Hé eine zwischen Vergangenheit und Gegenwart munter hin und her springende Plauderei zwischen „Hitch“, Cary Grant und der später dazu stoßenden Grace Kelly ausgedacht - während der Dreharbeiten zu „Über den Dächern von Nizza“, wie Filmkenner sich denken können.

Ein roter Faden, der notgedrungen nur bis 1954 reichen kann, als der Film entstand. Auf ihn selbst muss man noch bis zum zweiten Band „Der Meister des Suspense“ warten, der erste endet 1939 mit dem Wechsel Hitchcocks nach Hollywood.

Zwei Franzosen, ein Veteran des Zeichenstifts und ein Filmkundler, haben sich also zusammengetan, um das Leben eines der berühmtesten Regisseure des vorigen Jahrhunderts zu Papier zu bringen - eine Kombination, deren Ergebnis Comic-Fans wie Cineasten gleichermaßen erfreuen dürfte.

Bei Hitchcocks auf dem Sofa: Eine Szene aus dem besprochenen Band.
Bei Hitchcocks auf dem Sofa: Eine Szene aus dem besprochenen Band.

© Splitter

Die in meist flächigen Grautönen gehaltene Bilderwelt mit ihrer klaren Linienführung präsentiert die Hauptfiguren auf wenige charakteristische Züge reduziert, doch stets klar identifizierbar. Hitchcock wäre damit vermutlich sehr einverstanden, zeichnete er doch selbst vor dem Drehen präzise Storyboards, wie die beiden Autoren wiederholt zeigen.

Viele Informationen zum Arbeitsstil des Meisters

Ohnehin erfährt man manches nicht nur aus dem Leben, sondern ebenso zum Arbeitsstil des Meisters, etwa zu dem von Hitchcock gern bemühten, ihm als Begriff sogar zugeschriebenen Trick des „MacGuffin“, der „etwas einfach ausgedrückt: ein simpler Vorwand für die Handlung“ sei.

Das Titelbild des besprochenen Bandes.
Das Titelbild des besprochenen Bandes.

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Mitunter überfordert das Autoren-Duo allerdings den Leser mit seinem Wissen, setzt irritierend viele Kenntnisse über Leben und Werk Hitchcocks voraus, was durch den Anhang zum Werk und auch seinen berühmten Cameo-Auftritten kaum gelindert wird.

Andererseits: Vielleicht überkommt Leser gerade dadurch die Lust, ihm unbekannte Werke des Meisters neu zu entdecken. Es wäre ein schöner Nebeneffekt.

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