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Philosoph mit Zeichenstift: Mordillo vor ein paar Jahren in seiner Ausstellung in München.

© dpa

Der optimistische Pessimist: Cartoon-Pionier Mordillo mit 86 Jahren gestorben

Mit Knollennasen wurde er weltbekannt. Nun starb der in Spanien lebende Cartoonist Mordillo mit 86 Jahren.

Redaktioneller Hinweis: Dieses Porträt Mordillos wurde 2012 erstmals veröffentlicht und nun aus Anlass seines Todes leicht überarbeitet.

Mordillo wirkt durchs Bild. So etwa beim Titelbild einer vor einigen Jahren in München gezeigten Ausstellung seiner Cartoons: 14 männliche Artisten haben sich zu einer beeindruckenden Menschenpyramide aufgetürmt - getragen werden sie aber von einer Frau, die nebenbei noch mit einer Hand bügelt und mit einem Fuß den Kinderwagen schaukelt.

Durch solch humorvolle Zeichnungen war der gebürtige Argentinier zur Legende geworden. Jetzt ist Mordillo im Alter von 86 Jahren auf Mallorca gestorben, wie die spanische Zeitung „El Pais“ berichtet. Guillermo Mordillo, so sein vollständiger Name, kam am 4. August 1932 in Buenos Aires zur Welt. Mit 16 Jahren machte er ein Zeichner-Diplom, mit 18 Jahren begann er als Zeichner in Trickfilmstudios.

Die frühen Jahre seines zeichnerischen Schaffens verbrachte er in Peru und den USA, wo er an der Verfilmung der Popeye-Comics mitarbeitete. Der Mordillo, den heute so viele kennen und lieben, wurde er nach seinem Umzug nach Europa.

Skurril, schlicht lustig und ohne Worte zu verstehen

1963 siedelte Mordillo nach Paris über. Ein mutiger Schritt, konnte er doch nicht mal einen Brocken Französisch. Doch aus der Not gebar er eine künstlerische Tugend. „Als ich in Paris ankam, konnte ich die Sprache nicht. Also habe ich einfach ohne Text gezeichnet.“

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Seine Cartoons kommen seither ohne Sprechblasen aus. Und seine Figuren sind markant durch die immer wiederkehrende Knollennase und die runden Bäuche. „Ich wollte ein Geschöpf erfinden, das geliebt werden würde. Das war alles“, erinnert sich Mordillo an die Geburtsstunde seiner Figuren.

Die ersten Cartoons erschienen ab 1966 in Frankreich, von 1968 an veröffentlichte Mordillo international. In Deutschland erschienen die Cartoons zuerst im „Stern“, ab Mitte der 70er Jahre entstanden auch Zeichentrickfilme für ARD und ZDF und von 1981 an Trickfilme für die ARD-Fernsehlotterie „Ein Platz an der Sonne“.

Bunte Botschaft: Ein Mordillo-Cartoon.
Bunte Botschaft: Ein Mordillo-Cartoon.

© Illustration: Mordillo/AFP

Auch Jahre nach seinem offiziellen Eintritt ins Rentenalter zeichnete Mordillo noch fast jeden Tag. „Das ist für mich keine Arbeit, das ist Leidenschaft“, sagte er. Und immer hörte er dabei im Hintergrund klassische Musik. „Die Cartoons sind entstanden in Zusammenarbeit mit Mozart, Vivaldi, Beethoven.“

„Ich unterscheide nicht zwischen Mensch und Natur“

Der kleingewachsene Argentinier, der mit seiner Frau Amparo Camarasa zwei Kinder hat, wirkte zwar noch mit 80 topfit. Er selbst habe aber das Gefühl, dass er ein alter Mann sei, sagte er damals. Nur zwei Sachen helfen ihm dagegen, das Zeichnen - „dabei fühle ich meinen Körper nicht“ - und Golf: „Dabei fühle ich mich zwanzig Jahre jünger.“

Einer von mehr als 1000 Cartoons: Die Knollennasen waren eines von Mordillos Markenzeichen.
Einer von mehr als 1000 Cartoons: Die Knollennasen waren eines von Mordillos Markenzeichen.

© dpa

Als „Philosoph mit dem Zeichenstift“ bezeichnet sein Verlag den Zeichner, Fußball-Legende Pelé sagte mal, er habe beim Anblick der Bilder „ähnliche Freude empfunden wie beim Toreschießen“. Mordillo selbst sah sich als „sehr optimistischen Pessimisten“. In seinen mehr als 1000 Cartoons nahm der in Monaco und auf Mallorca lebende Mordillo die Liebe, den Alltag, Sex und die Natur aufs Korn, gerne mit einer großen Portion Ironie. „Ich unterscheide nicht zwischen Mensch und Natur“, sagte Mordillo einmal.

Er nehme alles auf und transformiere es dann in seine Zeichnerwelt. So entstand das Bild eines Maurers, der aus Ziegeln einen Schornstein in Form eines Frauenpos baut, oder eine Giraffe, die durch eine nächtliche Landschaft trabt und mit dem Hals am Mond hängen bleibt. Skurril, schlicht lustig und ohne Worte auf der ganzen Welt zu verstehen - so war Mordillos Werk. (AFP)

Ralf Isermann

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