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Schlag auf Schlag: Ein Szenenbild aus „Dragon Ball Z: Resurrection F“.

© B/S 2015DBZMC

„Dragon Ball Z: Resurrection F“: Gib mir die Kugel

Jetzt im Kino: Die Anime-Fortsetzung der legendären Manga-Reihe „Dragon Ball“ bringt Stakkato statt Spannung.

Die Revolution begann vor bald 20 Jahren. Im Sommer 1997 erschien der erste Band einer Taschenbuchreihe, die hierzulande nicht nur dem japanischen Comic endgültig zum Durchbruch verhalf, sondern die auch den deutschen Buchmarkt nachhaltig verändern sollte: „Dragon Ball“. Die frech-überdrehte Abenteuerserie des Zeichners und Autors Akira Toriyama, in der der jugendliche, mit Superkräften und Affenschwanz ausgestattete Kämpfer Son-Goku auf eine epische Reise geschickt wird, war der erste Manga, der bei uns in japanischer Leserichtung und im handlichen Kleinformat so erschien wie in Japan üblich.

Der Erfolg vor allem bei Teenagern war enorm – wohl auch, weil viele Erwachsene mit dem neuen Format lange Zeit nichts anfangen konnten: Manga wurde zum Jugendphänomen, das dem anderweitig schwächelnden Buchhandel bis heute Umsatzzuwächse beschert. Zwei Jahre später, 1999, folgte die Animationsfilmserie „Dragon Ball“, synchronisiert und auf RTL2 – mit ebenfalls großem Erfolg. Inzwischen ist „Dragon Ball“ eine globale Marke: Neben dem rund 8000 Seiten umfassenden Manga, von dessen Buchausgabe weltweit 230 Millionen Exemplare verkauft worden sein sollen, gibt es bislang vier Fernsehserien, acht Kinofilme, drei Fernsehfilme und etliche Videospiele mit Son-Goku und seinen Weggefährten und Gegenspielern.

Ein 90 zähe Minuten dauernder Showdown

Erfolg allerdings verdirbt den Charakter. Das zeigt besonders anschaulich der jüngste Versuch, im Kino aus der Marke noch mehr Geld herauszuholen. Der Animationsfilm „Dragon Ball Z: Resurrection F“, der von diesem Donnerstag an in den deutschen Kinos zu sehen ist, lässt nicht einmal mehr erahnen, worin damals der Zauber dieser neuen Art der Unterhaltung gelegen haben mag. Während der Manga „Dragon Ball“ gerade in seinen Anfängen originell, gelegentlich etwas derb, aber vor allem erfrischend witzig war und die Charaktere der Hauptfiguren sich in abenteuerlichen Konflikt-Konstellationen bewähren und reifen konnten, ist die aktuelle Anime-Adaption kaum mehr als ein 90 zähe Minuten dauernder Showdown.

Alles auf Angriff: Ein weiteres Szenenbild.
Alles auf Angriff: Ein weiteres Szenenbild.

© B/S 2015DBZMC

Die Handlung knüpft an die 291 Episoden umfassende Anime-Serie „Dragon Ball Z“ an, der die Abenteuer aus den späteren Kapiteln der ursprünglichen Mangareihe als Vorlage dienten. Die Ausgangslage des Kinofilms: Der einst von Hauptfigur Son-Goku vernichtete intergalaktische Tyrann Freezer wird mit Hilfe der magischen Drachenkugeln, nach denen die Reihe benannt ist, wieder zum Leben erweckt – und will nun Rache an seinem einstigen Gegenspieler nehmen. Die Zerstörung der Erde wird dabei, als Kollateralschaden, billigend in Kauf genommen.

Daraus folgt eine dramaturgisch und grafisch schlichte Aneinanderreihung schier endloser Kampfszenen, deren einziger Reiz in der gelegentlichen akustischen Untermalung durch die Songs zweier in Japan populärer Bands liegt. Die J-Pop Girl Group Momoiro Clover Z kombiniert hohe Mädchenstimmen mit düsteren Heavy-Metal-Sounds, und die akustische Wucht der Punkband Maximum the Hormone passt zumindest für einige Minuten gut zu den bonbonbunten Prügelszenen auf der Leinwand.

Das nutzt sich jedoch schnell ab, zumal etliche schwer nachvollziehbare Handlungssprünge durch Zeit und Raum sowie nur mühsam gekittete Logik-Brüche es zusätzlich schwer machen, den dünnen Plot ernst zu nehmen. Fans allerdings dürften auch diesem „Dragon Ball“Ableger zum kommerziellen Erfolg verhelfen. Neulinge des Genres aber, die den Reiz der Abenteuer von Son-Goku gerade für jüngere Menschen verstehen wollen, sind besser mit dem Manga beraten, mit dem alles begann. Der erste Band der Buchausgabe kostet gerade mal halb so viel wie eine Kinokarte für „Dragon Ball Z: Resurrection F“.

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