zum Hauptinhalt
Zwischen Karikatur und Abenteuer: Szene aus dem besprochenen Album.

© Splitter

Science-Fiction-Satire: Hetzjagd durchs All

Altmeister Juan Giménez vermischt in „Leo Roa“ Elemente der Satire mit Science Fiction. Das Ergebnis sind langweilige Episoden, die von einem Abenteuer ins nächste stolpern.

Leo Roa ist ein Journalist. Das klingt zunächst nicht gerade spannend. Er arbeitet für den größten Pressegiganten Starr, in einer weit entfernten Zukunft. Das klingt dann schon aufregender. Der argentinische Comicaltmeister Juan Giménez hat zwei Abenteuer um den Zukunftsjournalisten geschrieben und illustriert, die nun bei Splitter als gebundener Einzelband erschienen sind.

In Kapitel 1, „Die wahre Geschichte des Leo Roa“, bekommt es der unfreiwillige Abenteurer mit intergalaktischen Piraten zu tun. Ihr Anführer Drake entpuppt sich als biogenetisch regenerierter Ex-Söldner und Raumfährenkonstrukteur, der schon für tot gehalten wurde. Drake ist von der Idee besessen sämtliche Raumschiffe zu kapern, um anschließend mit einer Riesenflotte das gesamte interplanetarische System zu beherrschen.

Kapitel 2, „Odyssee wider Willen“, widmet sich stärker Leos Cousin Meke zu, der gerade eben zu einem großen Rockstar aufgestiegen ist. Sein identisches Äußeres mit einem außerirdischen Herrscher beschert ihm eine abenteuerliche Entführung. Währenddessen reist Leo durch die Zeit in die vergangenen Epochen der Menschheitsgeschichte, nachdem ein Raumschiff in das Starr-Gebäude abgestürzt ist.

Übernatürliche, paarungshungrige Frauen

Die skurrilen Space Operas wollen nicht zünden. Der Argentinier bemüht sich darin, einen satirischen Gegenentwurf zu seiner intergalaktischen SF-Mystery „Die Meta-Barone“ (Splitter) zu errichten, woran er sichtlich scheitert. Zu öde und lächerlich wirken die unfreiwilligen sexuellen Abenteuer mit den übernatürlich proportionierten und paarungshungrigen Frauen, die Leo –  oder wahlweise auch Meke – an die Wäsche wollen.

Abgesehen von diesen platten Altherrenphantasien und pubertären Teenager-Träumen überrumpelt Giménez seine Leser mit sensationellen und absurd erscheinenden Abenteuern. Er treibt die Absurdität aber nicht konsequent bis zum Ende, sondern täuscht seine Leser mit einem naiven Technikoptimismus und systemerhaltenden Pseudorealismus, der sich durch vermeintlich wissenschaftliche Details und oberflächliche Sozialkritik ausdrückt.

Verpasste Chance: Cover des Albums.
Verpasste Chance: Cover des Albums.

© Splitter

Das Artwork des argentinischen Comickünstlers ist durch dessen realistischen Strich geprägt, der Tendenzen zur Karikatur ebenso einschließt wie zur typischen Abenteuerästhetik. Das bereits angesprochene gestörte Frauenbild wird in entsprechender Weise auch grafisch illustriert. Abgesehen davon beherrschen knallbunte, leuchtende Farben einen meist dezenten grau-blauen Hintergrund. Die Stimmung fügt sich insgesamt in passender Weise zu den beiden Erzählungen ein.

„Leo Roa“ erweist sich als verpasste Gelegenheit, eine wirklich skurrile SF-Satire zu entwerfen. Dabei wäre der Argentinier hierfür durchaus der geeignete Comickünstler gewesen. Aber insgesamt lösen die äußerst schwache Handlung mit seinen noch schwächeren Charakteren und seinen wirklichkeitsfernen Frauenbildern einfach nur Langeweile aus.

Juan Giménez: Leo Roa, Übersetzung Tanja Krämling, Splitter, 112 Seiten, 19,80 Euro. Mehr unter diesem Link.

Und hier geht es zum Blog unseres Autors.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false