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© Illustration: www.comicbookresources.com

Urheberrecht: Unter Blutsaugern

Die Aufregung um Helene Hegemanns Literaturcollage „Axolotl Roadkill“ ist kaum verflogen, da hat auch die Comic-Welt ihre Plagiat-Affäre. Im Zentrum: Nick Simmons (21), Comiczeichner und Sohn von „Kiss“-Star Gene Simmons.

Die Parallelen sind offensichtlich: Wer einzelne Panels aus Simmons' im Manga-Stil gezeichneter Vampircomic-Reihe „Incarnate“ mit Auszügen aus Manga-Serien wie „Bleach“ oder „Hellsing“ vergleicht, erkennt eindeutig, dass hier abgekupfert wurde. Aber ist das so ungewöhnlich? Gerade im Manga gibt es typische Bildfolgen und Perspektiven, die man in vergleichbarer Form in vielen Werken wiederfinden kann. Und generell tummeln sich im Comic-Universum zahllose Charaktere, Bildideen und Handlungselemente, die ganz offensichtlich nicht ausschließlich und originär der Fantasie desjenigen entsprungen sind, der sie letztendlich zu Papier bringt.

Allerdings sind in diesem aktuellen Fall die Ähnlichkeiten zwischen Plagiat und Vorbild besonders frappierend, und seitdem ein paar einschlägige Websites sich der Sache angenommen haben, ist daraus eine Affäre geworden.

Was ist passiert? Es begann damit, dass Simmons' Verlag Radical Comics eine Sammlung der dreibändigen „Incarnate“-Heftreihe des durchaus begabten Nachwuchszeichners und Autors herausgeben wollte.

Das provozierte erboste Reaktionen von Manga-Fans, die Simmons beschuldigen, sich bei seinen Bildern, Panelstrukturen und sogar einzelnen Dialogelementen schamlos bei Bestseller-Serien japanischer Künstler bedient zu haben.

Zu Beginn dieser Woche reagierte Simmons, dessen Vater der Bassist der Rockgruppe Kiss ist, mit einer Erklärung: Die Ähnlichkeiten seien als „Hommage“ an Künstler gedacht, deren Arbeiten er schätze. Er bitte Manga-Fans und die betroffenen Künstler um Entschuldigung, wenn er damit zu weit gegangen sein sollte. Aber seine Arbeit sei eben durch Bilder inspiriert gewesen, die zum visuellen Inventar aller Mangas gehörten.

Diese Entschuldigung provozierte in der US-Manga-Szene eine noch viel größere Empörung. Simmons' Erklärung sei ein Ablenkungsmanöver schriebt Johanna Draper Carlson auf der Website Manga Worth Reading. „Es wäre besser, er hätte nichts gesagt, anstatt Leute beruhigen zu wollen, ohne irgendwelche Verantwortung für seine Taten zu übernehmen.“

Wer sich ein eigenes Bild machen will: Auf der Website Comic Book Resources gibt es einige ausführlich analysierte Gegenüberstellungen zu sehen.

Nick Simmons' Verlag hat unterdessen die Notbremse gezogen: Die geplante Veröffentlichung der gesammelten „Incarnate“-Hefte als Buch ist vorerst gestoppt, wie es auf der Website von Radical Comics heißt.

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