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Marzi. Das gezeichnete Alter Ego der Autorin Marzena Sowa, die von ihrer Jugend in Polen erzählt. Sowa und ihr Partner und Zeichner Sylvain Savoia kommen im September nach Berlin.

© Illustration: Savoia/Panini

Veranstaltung: Schluss mit lustig

Das Internationale Literaturfestival Berlin holt den Comic aus der Nische – mit prominenter Hilfe. Wir geben einen exklusiven ersten Einblick in das Programm am 8. September.

Sie kommen aus Finnland, Italien und Rumänien, aus Spanien, Italien und Griechenland: Wenn Anfang September das zwölfte Internationale Literaturfestival Berlin (ilb) stattfindet, ist auch ein gutes Dutzend Comiczeichner und -autoren aus allen Ecken Europas mit dabei. Sie präsentieren ihre Arbeiten und sprechen auf Podiumsveranstaltungen darüber. Zum zweiten Mal veranstalten Festivalchef Ulrich Schreiber und sein Team auch einen Graphic-Novel-Tag, was für den Kulturmanager inzwischen eine „Herzensangelegenheit“ geworden ist, wie er sagt: Das Genre habe, gerade auch in Berlin, „aufgrund der Qualität vieler Werke jede Unterstützung verdient“.

Die Entwicklung in den USA, Frankreich, in einigen skandinavischen und osteuropäischen Ländern, aber auch in Deutschland zeige, „welch großes Potenzial in dieser Literatur steckt“. Zum einen habe vor allem bei jüngeren Generationen das Bild im Verhältnis zur nicht illustrierten Literatur an Bedeutung gewonnen. Zugleich sei aber auch eine neue Generation von „großartigen Illustratoren“ herangewachsen, „die in einzigartigen Bilderwelten besonders im Atmosphärischen Situationen schildern, die mit Worten nicht oder kaum erfassbar sind“, wie der Festivalchef sagt. Für Schreiber und sein Team ist der zweite Graphic- Novel-Tag ein weiterer Schritt auf dem Weg zur wachsenden Anerkennung eines Mediums als ernst zu nehmende Kunstform.

Die Gästeliste des Festivals umfasst auch in Deutschland populäre Comic-Veteranen wie den seit den siebziger Jahren in der Szene aktiven Spanier Max („Bardín, der Superrealist“) und den zuletzt mit kritischen Reiseberichten aus Russland und der Ukraine in Erscheinung getretenen Italiener Igort („5 ist die perfekte Zahl“). Daneben gibt es manch hierzulande noch weitgehend unbekanntes Talent zu entdecken, so die rumänische Zeichnerin Veronica Solomon und die Finnin Anna Sailamaa.

Newcomer und Veteranen: Zwei Titel der Comicautoren, die am Sonnabend in Berlin über ihre Arbeit sprechen.
Newcomer und Veteranen: Zwei Titel der Comicautoren, die am Sonnabend in Berlin über ihre Arbeit sprechen.

© Promo

Am bekanntesten dürfte das polnisch- französische Autorin-Zeichner-Duo Marzena Sowa und Sylvain Savoia sein, das in der international erfolgreichen und kürzlich auf Deutsch veröffentlichten Graphic Novel „Marzi“ Sowas Jugenderinnerungen aus dem kommunistischen Polen der achtziger Jahre reflektiert. Das moderne Polen vertreten Rafal Skarzycki und Tomasz Lesniak, die in ihrer Heimat mit der gesellschaftskritischen Serie „Jez Jerzy“ über einen trinkfreudigen und rauflustigen Igel und einem darauf basierenden Kinofilm erfolgreich sind

Aus Frankreich kommt Camille Jourdy, deren  Trilogie „Rosalie Blum“ in ihrem Heimatland viel Lob einheimste und in Kürze auch in Deutschland veröffentlicht wird. Die Belgierin Fabienne Loodts stellt mit der in Berlin spielenden Erzählung „Le livre des nuages“ beim Festival erstmals ihr neues, auf einem Roman von Chloe Aridjis basierendes Buch in der Stadt vor, in der es entstand. Judith Vanistendael aus Brüssel wird über ihre auch in Deutschland viel gelobte, autobiografisch geprägte Graphic Novel „Kafka für Afrikaner“ sprechen, in der es um die Liebe zu einem Asylbewerber geht. Und der Grieche Tassos Marangos präsentiert neben seiner Independent-Serie „Hard Rock“, die in seiner Heimat mehrfach preisgekrönt wurde, politische Comicstrips zur aktuellen Lage Griechenlands.

Wilder Igel: Eine Szene aus „Jeż Jerzy“ von Rafal Skarzycki und Tomasz Lesniak.
Wilder Igel: Eine Szene aus „Jeż Jerzy“ von Rafal Skarzycki und Tomasz Lesniak.

© Promo

Festivalchef Schreiber plant eine feste Plattform für Comicschaffende mithilfe des Literaturfestivals: „Wir werden Künstler und Verlage ansprechen, um Wege zu diskutieren, wie diese Community im Berliner Raum gestärkt werden kann“, kündigt er an. Und verrät schon mal einen Höhepunkt für kommendes Frühjahr, der nicht nur Comicfans begeistern dürfte: Der US-Zeichner und Comictheoretiker Scott McCloud, der sich durch gezeichnete Sachbücher wie „Comics richtig lesen“ weltweit einen Namen gemacht hat, soll im März 2013 Gast des Internationalen Literaturfestivals Berlin sein.

Graphic-Novel-Tag beim ilb am 8. September ab 10 Uhr, Moderation Tagesspiegel-Redakteur Lars von Törne, Haus der Berliner Festspiele, Schaperstr. 24, Wilmersdorf. Karten (8 Euro, ermäßigt 6, Schüler 4 Euro) unter Telefon 030-25 48 91 00, oder www.berlinerfestspiele.de. Programm ab 22. August unter www.literaturfestival.com

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