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We are family: Filmmutter Patricia Arquette (links) mit Filmsohn Ellar Coltrane (2.v.l.) nebst Filmschwester Lorelei Linklater und Regisseur wie Vater Richard Linklater

© dpa

Das "Boyhood"-Filmteam: Eine schrecklich nette Familie

Regisseur Richard Linklater präsentiert seinen Langzeit-"Coming of Age"-Streifen "Boyhood" - und alle sind begeistert. Dass das Projekt so umschwärmt ist, liegt auch an der Harmonie der Filmcrew: Die hätten am liebsten immer weiter gedreht.

Sind wir hier im falschen Film? Oder zumindest in der falschen Pressekonferenz? Uhrzeit stimmt, Ort stimmt, auch die auf dem Podium aufgereihten Filmschaffenden scheinen die zu sein, für die sie laut Namensschild ausgegeben werden: zur Rechten Regisseur Richard Linklater, zur Linken Produzentin Cathleen Sutherland, dazwischen die Darsteller, seine Tochter Lorelei, die Lippen sehr rot, die Locken sehr korkenzieherhaft, Patricia Arquette, sehr blond, sodann Ellar Coltrane, sehr verwuschelt. Aber die Filmszene, die Linklater auf seiner Hemdenbrust gleich doppelt zur Schau trägt – das ist nicht der Wettbewerbsfilm „Boyhood“ von Richard Linklater, das ist eindeutig „Rio Bravo“ von Howard Hawks, John Wayne mit Winchester, beim Showdown. Action pur also, Dramatik erster Güte und damit so gar nicht das, was Linklater soeben, geduldig selbst bei sehr entlegenen, umständlich formulierten Fragen, als sein Anliegen erklärt. Eine normale Familie habe er zeigen wollen, ein normales Leben, in dem es zwar auch hin und wieder dramatisch zugehe, aber solche Ereignisse sollten nicht im Vordergrund stehen. Er habe Derartiges in anderen Filmen gesehen, für seinen Film wollte er es nicht.

Die Kinder wurden erwachsen - die Erwachsenen wurden nur älter

Ein ungewöhnliches Projekt: Zwölf Jahre lang, und pro Jahr nur im Schnitt drei Drehtage. Eine merkwürdige Erfahrung auch für die Schauspieler. „Das Leben vergeht sehr schnell“ – so hat es Patricia Arquette erlebt. Ihre beiden jungen Mitspieler seien dabei erwachsen, sie nur älter geworden – „und ohne dass Schönheitsoperationen möglich waren“. In den Drehpausen habe sie ihre Mitspieler geradezu vermisst, und die schlimmste Zeit sei es gewesen, als die Arbeit sich ihrem Ende zuneigte: „Ich wollte nicht, dass es aufhört.“ Fast familiäre Gefühle müssen da bei allen mit der Zeit entstanden sein: „Ellar ist für mich wie der Sohn geworden, den ich nicht hatte“, bekannte Linklater.

Die kleine Lorelei hatte da ganz andere Probleme. Sich für eine „Harry Potter“-Buchpremiere verkleiden, das muss für sie der Horror gewesen sein. „Sie hat mich damals gefragt, ob ich ihre Figur nicht einfach sterben lassen könnte“, erzählte Linklater, aber das hat er ihr ausgeredet, so einen Film habe er nicht machen wollen. Wäre zu dramatisch geworden.

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