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Hält die Fäden in der Hand. Leiterin und Pianistin Elena Bashkirova.

© Monika Ritterhaus

Eröffnung im Jüdischen Museum Berlin: Das Festival „Intonations“ feiert die heilige Stadt

Parallel zur aktuellen Jerusalem-Ausstellung: Das Festival „Intonations“ im Jüdischen Museum Berlin eröffnet mit Werken, die im Zusammenhang mit der heiligen Stadt stehen.

Ob es ihnen bewusst ist oder nicht: Jerusalem – und alles, was sich dort abspielte – hat sich tief ins kollektive Gedächtnis der Europäer eingeprägt, ob sie nun christliche, jüdische oder muslimische Wurzeln haben. Auch das vor 20 Jahren gegründete Jerusalemer Kammermusikfestival bezieht sich immer wieder auf die Geschichte der Stadt. Dieses Jahr ist sein Berliner Ableger, die siebte Ausgabe von „Intonations“, zudem in die aktuelle Jerusalem-Ausstellung des Jüdischen Museums eingebettet. „Welcome to Jerusalem“ prangt es grün an der Museumsfassade, im Stil israelischer Autobahnschilder.

Zur Eröffnung erklingen im Glashof jedenfalls ausschließlich Werke, die in Zusammenhang mit Jerusalem stehen. Händels „Ankunft der Königin von Saba“ aus dem Oratorium „Salomo“ für Klavier vierhändig wird allerdings gleich mal von der ersten an die dritte Stelle im Programm gerückt. Kurzfristige Änderungen sind bei diesem Festival, bei dem Pianistin Elena Bashkirova alle Fäden zusammenhält, recht normal: Welcome to Intonations.

Ergreifende Charakterstücke

Stattdessen Beethovens zwölf Variationen über das Thema aus Händels Oratorium „Judas Maccabäus“, das als „Tochter Zion, freue dich“ ein berühmtes Adventslied wurde. Der Titelheld führte einen jüdischen Aufstand im 2. Jahrhundert v. Chr. an – schönes Beispiel dafür, dass Jerusalem sich nicht nur mit den Motiven Kreuzigung und Auferstehung in die abendländische Kunst- und Musikgeschichte eingeschrieben hat. Bashkirova am Klavier, Alexander Knyazev am Cello: eine verführerische Kombination, die später, bei Max Bruchs original für diese Besetzung geschriebener Gebetsvertonung „Kol Nidrei“ ihren vollen Glanz entfaltet. Dazwischen Händels „Königin von Saba“. Bashkirova wird hier von dem mit Doppelbegabung ausgestattetem Knyazev am Klavier begleitet. Allerdings huschen beide recht kurzatmig durch den populären Barockhit, dem so seine Prachtentfaltung versagt bleibt.

Als sensible Liedbegleiterin erweist sich Bashkirova an der Seite des estnischen Sängers Lauri Vasar. Mit dunkel timbriertem Bariton formt er das Schumann-Lied „Aus den hebräischen Gesängen“ sowie Brahms’ auf biblischen Texten basierende „Vier ernste Gesänge“ op. 121 zu ergreifenden Charakterstücken, auch wenn er mit der deutschen Sprache und mit manchen Spitzentönen Probleme hat. Zum Finale: Haydns „Sieben letzte Worte unseres Erlösers am Kreuz“ für Streichquartett. Kolja Blacher an der Primgeige leitet seine Kollegen Alexander Sitkovetsky, Hartmut Rohde und Tim Park zu fulminantem, dabei immer transparentem Spiel an. Was umso bemerkenswerter ist, als die vier ja kein eingeschworenes Quartett, sondern eigens für dieses Festival zusammen gekommen sind – wie alle Künstler, die hier auftreten.

Intonations, bis 26.4., Jüdisches Museum, Info: www.jmberlin.de/intonations

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