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Und er sah, dass es Kunst war. Maler Georg Baselitz vor seinem Bühnenbild für den "Parsifal" bei den Münchner Opernfestspielen.

© Matthias Balk/dpa

Debüt des Künstlers als Bühnenbildner: Georg Baselitz bei der Oper - eine Sensation? Mitnichten!

Georg Baselitz debütiert als Kostüm- und Bühnenbildner bei den Münchner Opernfestspielen. So ungewöhnlich ist das nicht. Kunst und Oper haben eine lange Tradition. Eine Glosse.

Glanzvoller geht’s nimmer. Bei den Münchner Opernfestspielen steht am Donnerstag eine echte Allstar-Premiere an: Kirill Petrenko, der designierte Nachfolger Simon Rattles bei den Berliner Philharmonikern, dirigiert Wagners „Parsifal“, es inszeniert Altmeister Pierre Audi, die Hauptrollen werden von Christian Gerhaher (Amfortas), Jonas Kaufmann (Parsifal) sowie Nina Stemme (Kundry) gesungen. Und als Kostüm- sowie Bühnenbildner debütiert Georg Baselitz! „Bezüge und Elemente aus allen meinen Schaffensphasen“ werde der geneigte Zuschauer in der Ausstattung wiederentdecken können, verspricht der Maler.

Ach, liebe Münchner: Schmückt euch ruhig mit Baselitz. Wir haben Olafur Eliasson! Der weltweit begehrte Lichtkünstler wird im November Unter den Linden den Bühnenraum für die Neuinszenierung von Rameaus „Hippolyte et Aricie“ gestalten. Von Markus Lüpertz war bei der Wiedereröffnung der Staatsoper im vergangenen Oktober die Ausstattung für die „Faust“-Szenen, Achim Freyer hat hier gleich mehrere Produktionen gestaltet, und sogar Carl Friedrich Schinkels ikonografische Entwürfe für Mozarts „Zauberflöte“ gibt es Unter den Linden zu bestaunen, in einer dreidimensionalen Nachschöpfung.

Stararchitekt Frank Gehry zeichnete 2016 für die Bühne bei Glucks „Orfeo ed Euridice“ verantwortlich. Gründlich schief ging dagegen die Kooperation mit dem Schweizer Duo Herzog & de Meuron 2006. Ihre „Tristan“-Szenerie erwies sich als absolut bühnenuntauglich – nach wenigen Aufführungen musste sie entsorgt und die Vorgängerproduktion aus dem Fundus zurückgeholt werden.

Bereits Marc Chagall und Yves Klein arbeiteten für die Oper

Dass Opernhäuser Bildende Künstler um Gastbeiträge bitten, hat eine lange Tradition. 1964 hat Marc Chagall auf spektakuläre Weise die Decke im plüschig-stucküberladenen Pariser Palais Garnier neu gestaltet, für das Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen schuf Yves Klein bereits von 1957 bis 1959 seine größten Werke, mehrere Reliefs nämlich, natürlich in seinem legendären Blau.

In Bayreuth wurde für die diesjährige „Lohengrin“-Premiere gleich ein Künstlerehepaar verpflichtet, nämlich Neo Rauch und Rosa Loy. Die Salzburger Festspiele ihrerseits boten im vergangenen Sommer Shirin Neshat sogar als Regisseurin für „Aida“ auf. In seiner Salzburger Zeit hatte Jürgen Flimm sowohl Jonathan Meese (für Rihms „Dionysos“) als auch Daniel Richter (für „Lulu“) verpflichtet.

Also prima, dass Georg Baselitz in München beim „Parsifal“ die Ausstattung macht. Eine Sensation aber ist das nicht. Denn wenn es um Maler geht, die für die Oper arbeiten, gilt längst: Wer will nochmal, wer hat noch nicht?

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