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Kultur: Den Opfern des Holocaust widmete die Stiftung "Musik wider das Vergessen" ein bewegendes Konzert

Vieles, was derzeit der Naziopfer gedenkt, ist "nur" gut gemeint, doch was die Stiftung "Musik wider das Vergessen" gemeinsam mit "musica reanimata" zum Vorabend des 9. November in der Deutschen Oper veranstaltete, ließ gerade durch künstlerische Qualität die Verluste hautnah und nicht als theoretische Beschwörung erleben.

Vieles, was derzeit der Naziopfer gedenkt, ist "nur" gut gemeint, doch was die Stiftung "Musik wider das Vergessen" gemeinsam mit "musica reanimata" zum Vorabend des 9. November in der Deutschen Oper veranstaltete, ließ gerade durch künstlerische Qualität die Verluste hautnah und nicht als theoretische Beschwörung erleben. Den Opfern des Holocaust widmete Sylvie Bodorovß ihr "Terezin Ghetto Requiem" für Bariton und Streichquartett (1997). Die 1954 geborene tschechische Komponistin ließ sich von Verdis Requiem inspirieren, das die in Theresienstadt Inhaftierten etwa zwanzig Mal aufführten. Zarte Mollklänge, zuweilen dissonant getrübt oder auch aggressiv zugespitzt, verbindet sie mit der ausschweifenden Melodik von Synagogalgesängen - ein Versuch der Versöhnung des Fremden. In Thomas Wittig und dem Rimsky-Korsakow-Quartett aus St. Petersburg findet das knappe, eindringliche Werk beredte Fürsprecher. Mit hoher Klangkultur und Einfühlsamkeit entfalten die Petersburger auch die sehr persönliche Sprachkraft von Streichquartettwerken von Hans Krßsa und Pavel Haas - beide waren im "Vorzeigeghetto" Theresienstadt an einem reichen Kulturleben beteiligt, bevor sie in den Gaskammern von Auschwitz umgebracht wurden. Des 100. Geburtstages dieser beiden großen Talente der tschechischen Musik ist in diesem Jahr zu gedenken. Nicht unsere Schande, sondern unseren Schmerz über die Katastrophe des Jahrhunderts spricht das 8. Streichquartett von Dmitri Schostakowitsch aus, in einer hochkonzentrierten Interpretation.

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