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Siegerglück. Paulina García mit ihrem Silbernen Bär für „Gloria“ (links). Luminita Gheorghiu als Cornelia in „Child’s Pose“ (re. o.). Laiendarsteller Nazif Mujic (M.) mit seiner Trophäe.

© dpa

Kultur: Der Fluch der kurzen Worte Merci, merci, merci:

Wenig Gefühle bei der ABSCHLUSSGALA.

Ist ja gerade noch mal gutgegangen. Hätte doch fast der Gewinner des Goldenen Bären für den besten Kurzfilm – Jean-Bernard Martin heißt er – alle Langfilmer um, nun ja, Längen geschlagen. Diese Stocken, Stammeln, Suchen, dieses „Merci, merci, merci“ – so was zieht sich eben hin, weckt statt mitfühlender Freude aber eher mitleidvolle Spottlust, jedenfalls bei Anke Engelke: „Es ist seine 63. Berlinale, dafür hält er sich sehr gut.“

Aber Martin lag längenmäßig zuletzt dann doch an zweiter Stelle, locker überholt von Ada Solomon in ihrer Dankesrede zum Goldenen Bären für „Child’s Pose“. Regisseur Chlin Peter Netzer hatte sich kurz gehalten, wie erfreulicherweise die meisten Preisträger, seine Mitproduzentin aber bewies langen Atem, sang das hohe Lied des Arthouse-Films, mahnte die Politiker in Rumänien, warnte vor dem Kommerz, dieser „sehr gefährlichen Zensur“ fürs Arthouse-Kino (siehe Kasten).

Auch Kamboziya Partovi, der den Drehbuch-Preis für „Pardé“ entgegennahm, richtete seine Worte nicht allein ans Publikum, sondern zielte natürlich auch auf die Machthaber im Iran, die den Gewinner des Silbernen Bären, Mitregisseur Jafar Panahi, nicht zum Festival ausreisen ließen: „Einen Künstler und Denker aufzuhalten, war niemals möglich.“

Immerhin hatte der Abend heiter begonnen, mit dem gewohnten, wieder recht unterhaltsamen Geplänkel zwischen Anke Engelke und Dieter Kosslick. Der Festivalchef scherzte, dass er sich trotz aller Erfolge beim Kartenverkauf prozentual Erich Honecker geschlagen geben musste, der – so seine Rechnung, bei den Wahlen stets 99,9 Prozent Zustimmung gefunden habe, während von den 300 000 Berlinale-Tickets nur 99,8 Prozent verkauft worden seien.

Aber nach solch launig-vielversprechendem Auftakt kam die Preisverteilung, und da bewies mancher Prämierte, dass er vielleicht gute Filme zu drehen, sich aber nicht ebenso zu bedanken weiß. Welche emotionalen Ausbrüche hat die Berlinale nicht schon bei früheren Preisgalas erlebt. Am Samstagabend dagegen blieben die Gefühle eher handwarm, die Danksagungen meist kurz und langweilig. Höfliche Statements, brav vorgetragen, mit den üblichen Danksagungen an die Jury, das Team, die Frau, die Kinder. Aber nicht immer war das so, und hätte es noch einen Preis für die herzlichste Preisübergabe, die größte gezeigte Freude gegeben – „Gloria“ Paulina García hätte ihn verdient. Wie sie die Hände vor Gesicht schlug, die Bühne erklomm und sich mit Jury-Mitglied Andreas Dresen lachend in den Armen lag – ganz allerliebst. Andreas Conrad

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