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Bedrohte Adresse. Das Kollwitz-Museum in der Fasanenstraße 24, Charlottenburg.

© Doris Spiekermann-Klaas

Spannung im Kollwitz-Museum: Der Partyschreck

Das Kollwitz-Museum feiert den 150. Geburtstag der Namensgeberin, am Sonntag folgt die Ausstellungseröffnung. Doch zum Jubiläum fürchtet das Museum um seinen Standort.

Im Käthe-Kollwitz-Museum laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, denn am Sonntag steht die große Ausstellungseröffnung an. Dann wird der 150. Geburtstag der Namensgeberin mit einer Sonderschau gefeiert. Zwar etwas verfrüht, denn der Termin ist erst der 8. Juli. Aber in Berlin, wo die Künstlerin über fünf Jahrzehnte bis kurz vor ihrem Tod 1945 lebte, wird das Jubiläum mit so vielen weiteren Ausstellungen – im Willy-Brandt-Haus und der Galerie Parterre in Prenzlauer Berg –, mit Lesungen und Festakten zelebriert, da wollte das Museum in der Fasanenstraße als Erstes gratulieren.

„Käthe Kollwitz und ihre Freunde“ lautet der Ausstellungstitel. Ihre Freunde, das waren der Dramatiker Gerhart Hauptmann, der Akademiepräsident Max Liebermann, der Sammler Hermann F. Reemtsma, der Physiker Albert Einstein und viele mehr, mit denen die Künstlerin in regem Austausch stand. Die Ausstellung geht diesen Verbindungen nach. Kollwitz ist heute eine Jahrhundertfigur mit weltweiter Ausstrahlung, ihre Kunst befindet sich in bedeutenden Sammlungen. Sie zur Freundin haben zu wollen, fällt da inzwischen leicht. Und doch besitzt die Künstlerin noch immer Feinde, muss sie sich zur Wehr setzen, zumindest das nach ihr benannte Berliner Museum.

Eigentümer will lieber ein privates Exilmuseum

Die Jubiläumsausstellung dürfte kaum die tiefen Gräben überbrücken, die zwischen dem Museum und seinem Vermieter, der Stiftung Bernd Schultz in Erinnerung an Hans Pels-Leusden, aufgebrochen sind. Bernd Schultz, bis Ende 2016 Geschäftsführer der benachbarten Villa Grisebach, will in der Immobilie lieber ein privates Exilmuseum installieren, um dort an das Schicksal im Nationalsozialismus vertriebener Künstler zu erinnern. Der Plan, die exilierten Maler, Schriftsteller, Musiker gegen die engagierte Antifaschistin Kollwitz auszuspielen, stößt rundum nur auf Unverständnis.

Das von Schultz in Aussicht gestellte Ausweichquartier in Neukölln hat sich längst als ungeeignet erwiesen. Seitdem geht es hinter den Kulissen hin und her, versucht Eberhard Diepgen als Vorstandsvorsitzender des Kollwitz-Trägervereins mit seinem Hausherrn zu verhandeln, der ihm laut Mietvertrag jährlich kündigen oder eben verlängern kann. Auch die Konditionen eines Auszugs, der gegenwärtig für Ende 2018 droht, stehen zur Debatte.

Kultursenator Lederer spricht in Ausstellungseröffnung

Dass es dabei nicht eben sauber zugeht, lässt sich einem Brief von Bernd Schultz an Eberhard Diepgen entnehmen, der dem Tagesspiegel vorliegt. Darin macht Schultz Diepgen für das „Presse-Scharmützel“ verantwortlich, das auf ihn „niederprasselt“ – namentlich der Artikel des Kollwitz-Enkels Arne Kollwitz im Tagesspiegel vom 9. Mai. Weiter heißt es in dem Brief: „Die Zusage einer zukünftigen, finanziellen Unterstützung durch meine Stiftung Bernd Schultz in Erinnerung an Hans Pels-Leusden wird es nicht geben, sofern die öffentlichen Anfeindungen kein Ende nehmen.“ Die Drohung kann nur in die Leere laufen, hat doch Diepgen die öffentliche Meinung in der Angelegenheit kaum in der Hand. Ein übles Mittel bleibt sie dennoch.

Mit großer Spannung wird die Eröffnung der Ausstellung am Sonntag erwartet, in der neben Diepgen auch der Kultursenator sprechen wird. Im Kollwitz-Museum hofft man nun, dass Klaus Lederer mehr als eine wohlfeile Solidaritätsbekundung abgeben wird, sondern konkrete Vorschläge macht – wohin das Kollwitz-Museum im schlimmsten Fall statt nach Neukölln ziehen kann oder ob es einen alternativen Ort für das Exilmuseum gibt. Im Anschluss trifft man sich in der Fasanenstraße zur Mitgliederversammlung, um die nächsten Schritte zu beschließen. Beim letzten Mal ging es hoch her, das Entsetzen über die drohende Vertreibung war groß. Das passende Geburtstagsgeschenk zum 150. der Käthe Kollwitz wäre nun die Aussicht, bleiben zu dürfen.

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