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Kultur: Der rebellische Geist der Architektur Pritzker-Preis 2005 für Kalifornier Thom Mayne

Bemerkenswert weniger Jahre bedurfte es, bis der 1979 erstmals vergebene Pritzker-Preis als „Nobelpreis der Architektur“ Anerkennung gefunden hatte. Die Liste der Preisträger ist imposant.

Bemerkenswert weniger Jahre bedurfte es, bis der 1979 erstmals vergebene Pritzker-Preis als „Nobelpreis der Architektur“ Anerkennung gefunden hatte. Die Liste der Preisträger ist imposant. Nach der Preisträgerin des Vorjahres, der medienerprobten Zaha Hadid, hat sich die Jury diesmal für das stille Gegenteil entschieden. Der in Kalifornien lebende Thom Mayne (61), 1972 Begründer des Büros Morphosis, kann zwar auf eine mit zahlreichen Auszeichnungen gespickte Laufbahn zurückblicken, hat aber bislang wenig bauen können – und wenn, dann meist im heimatlichen Südkalifornien. International aufhorchen ließ erst die kürzliche Entscheidung, ihn mit der Planung des Olympischen Dorfes für New York zu betrauen. Es soll auch dann realisiert werden, wenn die Hudson-Metropole das Rennen um die Spiele des Jahres 2012 verliert.

Aufgefallen war diesseits des Atlantik vor allem das Bankhaus „Hypo Alpen-Adria“, das Mayne 2002 in Klagenfurt fertig stellen konnte: ein aufgeständertes Gebilde mit viel Glas und Lochblech, das seine Herkunft aus dem kalifornischen Dekonstruktivismus verrät. Mayne war bislang eher als Lehrer tätig; er hält eine Professur an der UCLA und war Gastprofessor an zahlreichen amerikanischen Universitäten. Wenn ihn die Jury jetzt als „Kind der unruhigen Sechzigerjahre“ beschreibt, „der die rebellische Haltung und den drängenden Wunsch nach Wandel in seiner eigenen Arbeit bewahrt, deren Früchte erst jetzt in größeren Vorhaben sichtbar werden“, so ist die Parallele zu Frank Gehry unübersehbar. Doch anders als sein prominenter Nachbar in Santa Monica hat sich Mayne bislang stets auf die kollektive Arbeit in seinem mittlerweile 40 Mitarbeiter zählenden Büro Morphosis berufen.

Morphosis hat bislang überwiegend Schulen und Universitätsgebäude entworfen. Stets ging es darum, die Interaktion zwischen Lehrenden und Lernenden architektonisch zu fassen. Ein Stil, eine „Handschrift“ ist bislang nicht recht deutlich geworden, widerspräche wohl auch dem auf die Einbeziehung der Nutzer zielenden Entwurfskonzept. „Der Architektenberuf ist ein Langstreckenlauf“, soll Mayne auf die Nachricht von der Auszeichnung mit dem Pritzker-Preis reagiert haben. Um in diesem Bild zu bleiben: Er biegt eben erst in die Zielgerade ein.

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