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Kultur: Dessauer Bauhaus: Behutsam, behutsam

Wenn es ums Geld geht, ist auch Weltkulturerbe nicht gleich Weltkulturerbe. Die umfassende Restaurierung des von Walter Gropius 1925/26 errichteten Bauhausgebäudes - seit 1996 auf der Welterbeliste der Unesco - soll mit vergleichsweise schlappen 22 Millionen zu Buche schlagen.

Wenn es ums Geld geht, ist auch Weltkulturerbe nicht gleich Weltkulturerbe. Die umfassende Restaurierung des von Walter Gropius 1925/26 errichteten Bauhausgebäudes - seit 1996 auf der Welterbeliste der Unesco - soll mit vergleichsweise schlappen 22 Millionen zu Buche schlagen. Die Hälfte davon konnte durch den Bund, das Land Sachsen-Anhalt und die Kommune bereits aufgebracht werden. Doch in welchem Tempo künftig Gelder für den "kulturellen Leuchtturm" Bauhaus fließen werden, vermochte auch Gerd Harms, als anhaltinischer Kultusminister Vorsitzender des Stiftungsrates der Bauhaus-Stiftung, nicht zu sagen.

Es wirkte wie lautes Pfeifen im Walde, als Stiftungsdirektor Omar Akbar bei einer Zwischenbilanz der Generalsanierung gar die Augen einer Weltelite von Denkmalpflegern auf Dessau gerichtet sah. Mit dem Zürcher Ruggero Tropeano hat die Stiftung immerhin einen Experten für die behutsame Reparatur angegrauter Preziosen der klassischen Moderne gewinnen können. Als erfahrener Denkmalarchitekt weiß er, dass zu üppig fließende Finanzen bei kurzer Planungszeit oft eher Schaden anrichten. Aber bei kargen 1,5 Millionen Mark - wie in diesem Jahr - gerät selbst der diplomatisch abwägende Schweizer ein wenig in Rage.

Erstaunlich, was auf der Basis der seit 1996 laufenden Voruntersuchungen dennoch geleistet wurde: Unzählige Befundöffnungen am Außenbau kommentieren sich nun durch den Baufortschritt selbst. Atelierflügel und Mensabau sind hinter Gerüsten verschwunden. Größere Partien des bauzeitlichen Kalkputzes blieben erhalten, wurden lediglich restauratorisch behandelt und ergänzt. Pragmatisch wandte man sich mit den Dachflächen von Ateliergebäude - dem "Prellerhaus" - und Mensa den am meisten gefährdeten Bereichen zu. Fast einer archäologische Schichtenfolge glichen die bis zu einem knappen halben Meter starken Ausgleichs- und Dämmschichten, die durch Ausbesserungen eines dreiviertel Jahrhunderts aufgewachsen waren. Sie mussten entfernt werden, um das tragende Betonskelett zu entlasten, angrenzende Fenster wieder benutzen oder das 1976 abgerissene Sonnenverdeck rekonstruieren zu können.

Auch die Rekonstruktion farbiger Innenraumfassungen tastet sich behutsam voran. Doch unter der nach Befund rekonstruierten Decke der Mensa zeigt sich das Dilemma der derzeitigen Vorgehensweise: Da nur 180 000 Mark zur Verfügung standen, konnten die Wände des Raumes noch nicht restauriert werden. Hinnerk Schepers kräftig orangerot, mattbraun und glänzend weiß abgesetzte Flächenkomposition entbehrt ihrer stützenden Basis. Eigentlich bedürfte es eines Einpeitschers vom Schlage eines Walter Gropius, um dem Versprechen des Sanierungskonzepts kontinuierliche Planungssicherheit folgen zu lassen. Hilft nur noch eines: Höhere Wesen sollten den zügigen Fortgang eines ambitionierten Projektes befehlen!

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