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Diana Ross 2023 in Kalifornien.

© IMAGO/YOLANDA RUZ

Diana Ross wird 80 Jahre alt: „Es dauert lange, eine Diva zu werden. Du musst daran arbeiten“

In den Sechzigern feierte sie Erfolge mit den Supremes, in den Siebzigern begann sie eine steile Solokarriere. Als Sängerin ist Diana Ross bis heute eine Alleskönnerin.

Das Tschackern einer verzerrten E-Gitarre, ein trocken treibender Bass, glitzernde Keyboardgirlanden und dann diese triumphierend seufzende Stimme, die davon erzählt, wie es sich anfühlt, wenn die Liebe plötzlich das Leben umkrempelt. „Upside down“, singt sie, „Boy, you turn me / Inside out /And round and round“. Diana Ross eroberte 1980 mit „Upside Down“ nicht nur den ersten Platz der US-Charts, der Discoknaller verschaffte auch ihrer Karriere einen neuen Schub.

Dabei hat Berry Gordy, der Chef des Motown-Labels, den Song und das dazugehörige Album „Diana“ gehasst. Er feuerte Nile Rodgers und Bernard Edwards von Chic, die die Platte geschrieben und produziert hatten, und brachte „Upside Down“ in entschärfter Form heraus. Doch auch die Single „I’m Coming Out“ wurde ein weltweiter Hit, und „Diana“ entwickelte sich zum erfolgreichsten Soloalbum der Soul-Diva.

„Es dauert lange, eine Diva zu werden“

Diana Ross, die vor achtzig Jahren, am 26. März 1944, in Detroit geboren wurde, hatte ihre Musik-Laufbahn schon als Teenagerin begonnen. Mit 15 schloss sie sich der weiblichen Gesangsgruppe The Primettes an, die bald bei Talentwettbewerben für Aufsehen sorgten.

Smokey Robinson, der in Ross‘ Nachbarschaft wohnte, verschaffte ihnen einen Vorstellungstermin bei Motown. 1961 bekamen sie einen Plattenvertrag, unter der Bedingung, sich umzubenennen. Sie entschieden sich für the Supremes.

Diana Ross, Mary Wilson und Florence Ballard: The Supremes.
Diana Ross, Mary Wilson und Florence Ballard: The Supremes.

© IMAGO/GRANGER Historical Picture Archive

Nachdem Barbara Martin die Gruppe verlassen hatte, wurde aus dem Quartett ein Trio, angeführt von Ross, die eine Liebesbeziehung mit Gordy begann und zur Leadsängerin aufstieg. Die Supremes wurden zum Paradefall für Gordys Marketing-Vision von einem Crossover von einem schwarzen Minderheits- zu einem weißen Mainstreampublikum.

Was folgte, waren zwölf Nummer-1-Hits in den Billboard-Charts, häufig im Namen der Liebe: „Where Did Our Love Go“, „Baby Love“, „Stop! In The Name Of Love“, „You Can’t Hurry Love“. Die Songs, oft komponiert vom Autorentrio Holland, Holland & Dozier, verströmen Teenage-Euphorie im harten Viervierteltakt. Bis heute sind es unwiderstehliche Soul-Klassiker. Ab 1967 nannte sich die Gruppe Diana Ross & The Supremes.

Diana Ross 1970 mit ihrem Partner und Produzenten Berry Gordy. Die beiden haben eine gemeinsame Tochter.
Diana Ross 1970 mit ihrem Partner und Produzenten Berry Gordy. Die beiden haben eine gemeinsame Tochter.

© imago/Cola Images

„Es dauert lange, eine Diva zu werden. Du musst daran arbeiten“, hat Ross einmal gesagt. Um den Zenit zu erreichen, kann es helfen, sich auch mal als Anti-Diva zu inszenieren. Das Cover ihres 1970 erschienenen, schlicht „Diana Ross“ betitelten Solodebütalbums zeigt sie maximal unglamourös in T-Shirt, abgeschnittener Jeans und mit Wuschelfrisur.

Die Single „Ain‘t No Mountain High Enough“, eine Coverversion des Songs von Marvin Gaye und Tammi Terrell, schaffte es auf Platz 1 der Hitparade. Wieder ging es um die Liebe und die Hürden, die man für sie überwinden muss.

Neue Musik aus dem Lockdown

Als Sängerin ist Ross eine Alleskönnerin. Bei ihren Konzerten singt sie die alten Supremes-Nummern genauso wie Gershwin-Stücke aus dem Great American Songbook. Sie sieht sich in erster Linie als Darstellerin, „I act out the songs“, sagt sie. Mit ihren Songs bringt sie Gefühle zur Aufführung.

Folgerichtig führte ihr Weg schließlich ins Kino. Im 1972 entstandenen Biopic „Lady Sings The Blues“ spielt sie Billie Holiday, die tragisch-traurige Heilige des Jazzgesangs, so überzeugend, dass sie für den Oscar als beste Schauspielerin nominiert wurde. Mit späteren Filmen wie „Mahagony“ oder „The Wiz“ kann sie an diesen Erfolg nicht mehr anknüpfen.

Michael Jackson schrieb für Ross den fingerschnipsenden Disco-Hit „Muscles“, Lionel Richie sang mit ihr die streichergetragene Soundtrack-Ballade „Endless Love“. Legendenstatus hatte die Sängerin schon in den Achtzigerjahren erlangt, ab den späten Neunzigern wurden die Plattenveröffentlichungen seltener.

Mehr als 15 Jahre lang brachte sie keine neuen Stücke heraus, bis sie Ende 2021 das Album „Thank You“ veröffentlichte, das unter den Bedingungen der Covid-Pandemie in ihrem Home-Studio entstanden war.

Mit ihrer immer noch biegsamen Sopranstimme erinnert Diana Ross sich an Lebensstationen und beschwört die Kraft der Solidarität. „What if the only thing we make was music, love and art?“, fragt sie im utopischen Schmachtfetzen „The Answer’s Always Love“. Außerdem fordert sie, dass die Menschheit dringend wieder miteinander tanzen sollte. Danke für die Musik dazu. 

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