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Der erste Sultan der zweiten türkischen Republik: Recep Tayyip Erdogan.

© PA Images/Alamy Stock Photo

„Die Ära Erdogan“ auf Arte: Die Türkei am Scheideweg

Eine Arte-Dokumentation zeichnet nach, wie Erdogan in der Türkei die Demokratie aushöhlt.

Am 14. Mai wird in der Türkei gewählt. Für Recep Tayyip Erdogan könnte es diesmal wirklich knapp werden. Gerade mal drei Monate liegt das schwere Erdbeben in der Südosttürkei zurück. An der Naturkatastrophe selbst hat der Präsident zwar keine Schuld. Angelastet wird ihm jedoch, dass er korrupte Unternehmer deckt. Deren Billigbauweise führte dazu, dass Gebäude wie Kartenhäuser einstürzen. Über 50.000 Tote forderte diese Misswirtschaft.

In der zweiteiligen Dokumentation „Die Ära Erdogan“ (Arte, 20.15 Uhr. Bis 6. August in der Arte-Mediathek) blickt der britische Filmemacher Gabriel Range zurück auf eine zwei Jahrzehnte währende Ära. Zu Beginn seiner Regentschaft reformierte Erdogan die Wirtschaft und steigerte den Lebensstandard. Breite Unterstützung erhielt er nicht zuletzt deswegen, weil er als erster Staatsführer das Militär in die Schranken verwies.

Doch von Anfang an, so zeigt die Dokumentation, ging es Erdogan um eine Re-Islamisierung des Landes. Gemeinsam mit seinem früheren Weggefährten Fethulah Gülen errichtete er einen Deep State. Gläubige Anhänger, an Koranschulen ausgebildet, besetzten Schlüsselpositionen in der Polizei, der Verwaltung und der Justiz.

Aus Krisen wie den Gezi-Protesten 2013 und dem Putschversuch von 2016 ging der Autokrat jeweils gestärkt hervor. Mit dem 2018 erfolgten Umbau des Staates wurde Erdogan schließlich „der erste Sultan der zweiten türkischen Republik“. Lässt er sich nun in einem demokratischen Prozess einfach so abwählen? Beobachter bezweifeln dies. Er und seine Familie müssten dann ins Gefängnis. Die Situation in der Türkei ist explosiv.

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