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Vergeltung oder Vergebung? Ellie Stocker (Julia Jentsch) und Gedeon Winter (Nicholas Ofczarek) müssen über ihre Schatten springen. 

© Sky Deutschland/W&B Television

Spektakuläres Finale von „Der Pass“: Tiefere Abgründe als die Schluchten der Alpen

Nicholas Ofczarek und Julia Jentsch kämpfen zum Abschluss mit Dämonen aus der Gegenwart und der Vergangenheit.

In der Einstiegsszene der dritten und finalen Staffel der Sky-Serie „Der Pass“ (Start: 4. Mai) versucht ein Kind in altmodischen Kleidern, über ein Feld in einen Wald zu flüchten. Nebel liegt in der Luft, der Himmel ist düster, der Wald wie eine Barriere.

Mit jeder neuen Episode wird das Bild konkreter: Die Verfolgung setzt sich im Wald fort, eine Felsenformation wird sichtbar, eine Kindergruppe sitzt wie bei einer geheimen Zeremonie um einen Anführer mit verdecktem Gesicht. Das Ganze muss schon sehr lange zurückliegen.

„Der Pass“ (ab Donnerstag auf Sky/Wow mit einer Doppelfolge, die übrigen sechs Episoden im Wochentakt) gehört neben „Babylon Berlin“ zu den besten deutschen TV-Serien. Seit der ersten Staffel um die Krampus-Morde wurde jede Fortsetzung zum Ereignis.

Wie in der dänisch-schwedischen Serie „Die Brücke – Transit in den Tod“ lebt „Der Pass“ von der länderübergreifenden Handlung. Die Verbindung ist hier nicht die Öresundbrücke, sondern die Alpenregion zwischen dem Berchtesgadener und dem Salzburger Land. Die Schluchten der Region sind jedoch nicht annähernd so tief wie die menschlichen Abgründe, die von dem deutsch-österreichischen Soko-Team um Ellie Stocker (Julia Jentsch) und Gedeon Winter (Nicholas Ofczarek) ergründet werden müssen.

Ich bin sowieso ein Freund des Weglassens. Der Zuschauer kann sich sehr viel selbst zusammenreimen. Im Dauergeschwafel verliert sich Magie und Projektion. Wenn man darauf verzichten kann, ist weniger immer mehr.

Nicholas Ofczarek spielt in „Der Pass“ einen abgehalfterten und korrupten Salzburger Polizisten.

Showrunner Christopher Schier will mit dem Finale die Arbeit seiner Vorgänger Cyrill Boss und Philipp Stennert fortsetzen, ohne sie zu wiederholen. Es galt, den Konflikt zwischen den ungleichen Ermittlern stärker in den Fokus zu rücken, einen neuen Serienkiller-Typus zu etablieren und die Sage des Schinderjackl einzubauen.

Eine Figur, die für eines der schwärzesten Kapitel in der Geschichte dieser Region steht. Von hier aus zu neuzeitlichen Satanisten und Ritualmorden ist der Weg nicht allzu weit. Selbst für einen Reichsbürger ist noch Platz.

Dass die dritte Staffel im Spätsommer gedreht wurde, ist angesichts des trüben Lichts und des ständigen Bodennebels kaum zu glauben. Als Werbung für den Tourismus lässt sich diese Serie jedenfalls nicht verwenden.

So düster die Bilder, so bedrückend ist die musikalische Untermalung. Sie oszilliert zwischen latenter Alarmbereitschaft und höchster Erregung. Übertroffen wird sie nur von den Momenten der Stille, die das beängstigende Gefühl der Bedrohung noch steigern.

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Die Szenerie hat Schier zusammen mit Co-Regisseur Thomas W. Kiennast umgesetzt. Dass die dritte Staffel im Spätsommer gedreht wurde, ist angesichts des trüben Lichts und des ständigen Bodennebels kaum zu glauben. Als Werbung für den Tourismus lässt sich diese Serie jedenfalls nicht verwenden.

Die beiden ersten Staffeln waren bereits extrem dunkel, das Finale wird rabenschwarz. Als Zuschauer wünscht man sich so manches Mal ein Nachtsichtgerät. Und auch die Ermittler müssen lange nach einem Motiv für die rätselhaften Morde suchen. „Es muss eine Verbindung geben, wir müssen sie finden“, feuert Ellie Stocker das Soko-Team an.

Eine zentrale Frage bleibt, ob Stocker und Winter die in der zweiten Staffel entstandene Kluft schließen können. Die Ermittlerin macht seither ihren korrupten Kollegen für den Tod ihrer Kollegin Yela Antic verantwortlich. Sie ist besessen davon, ihn zur Strecke zu bringen.

Winter wiederum hat eine andere Obsession. Er jagt die Dämonen aus seiner Kindheit in einer Künstler-Kommune, Stichwort Knabenbilder. Beide schrecken in ihrer manischen Besessenheit vor nichts zurück. Nur eines scheint sie noch zu einen: die Jagd nach dem Mörder.

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