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PAUKEN & Trompeten: Die doppelte Muse

Jörg Königsdorf sucht die schönste Sängerin

In der Neuinszenierung von „Hoffmanns Erzählungen“ spielte sie die Muse, und tatsächlich könnte man Stella Doufexis inzwischen den Titel einer „Muse der Komischen Oper“ zuerkennen. Seit zweieinhalb Jahren gehört die deutschgriechische Mezzosopranistin dort zum Ensemble und ist mit ihrem Octavian, ihrem Cherubino und gerade erst mit ihrer Medea in Händels „Theseus“ sozusagen zum Gesicht des Regietheaters geworden. Tatsächlich ist diese Verbindung eine glückliche Symbiose: So wie Doufexis zu dem Typ Sängerdarstellerin gehört, die ihre volle Überzeugungskraft erst durch die szenische Herausforderung erlangen, ist eben auch die Komische Oper auf so charismatische Darsteller angewiesen, die sich auf wagemutige, fordernde Regiekonzepte einlassen. Benedikt von Peters „Theseus“-Inszenierung, die heute wieder auf dem Spielplan steht, ist da ein gutes Beispiel: Das schlammige, an Shakespeares „Rosenkriege“ erinnernde Bühnenbild verlangt den Akteuren schon eine ganze Menge ab, verleiht aber auch den Rache- und Verzweiflungstaten der Außenseiterin Medea eine ganz archaische Kraft jenseits allen barocken Konventionsgefummels. Dass diese Medea die Sympathien auf ihrer Seite hat, liegt natürlich auch daran, dass Doufexis einfach eine schöne Frau ist – was das angeht, setzt sie die Tradition der Komischen Oper, die schönsten Sängerinnen des Landes (Maria Bengtsson! Mojca Erdmann!) zu versammeln, würdig fort.

Die Mischung aus Zorn und Verletztheit, die Doufexis bei Händels Medea gefunden hat, dürfte auch für die verlassene Ariadne in Joseph Haydns großer Kantate nicht verkehrt sein. Das Stück steht am Freitag im Zentrum des nächsten Sinfoniekonzerts der Komischen Oper, das ganz den Werken Haydns gewidmet ist. Am Pult steht Alessandro de Marchi, der mit dem „Theseus“ gerade gezeigt hat, dass er dem Orchester mächtig Spaß an historischer Aufführungspraxis machen konnte. Wenn ihm das bei Haydn auch nur annäherungsweise so gut gelingt, dann dürfte der Freitag an der Komischen Oper ein höchst unterhaltsamer Abend werden.

Jörg Königsdorf

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