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Kultur: Die Faust im Nacken

Am 19.April 1993 stürmen Beamte des FBI und der Behörde für Alkohol, Tabak und Schießwaffen eine Ranch der Davidianer-Sekte in der Nähe von Waco, Texas.

Am 19.April 1993 stürmen Beamte des FBI und der Behörde für Alkohol, Tabak und Schießwaffen eine Ranch der Davidianer-Sekte in der Nähe von Waco, Texas.Die Sekte hatte sich 51 Tage lang verbarrikadiert.Über 80 Menschen sterben.Angeregt durch dieses Ereignis jagt Timothy Mc Veigh am zweiten Jahrestag der Waco-Erstürmung das Federal Building in Oklahoma City in die Luft.Dabei kommen 168 Menschen ums Leben.Im April 1996 wird einer der gefürchtetsten Terroristen der USA, der Unabomber Ted Kaczynski, gefaßt.Der ehemalige Harvard-Mathematiker hatte jahrelang mit Anschlägen Angst und Schrecken verbreitet.Seine Bilanz: drei Tote, 23 Verletzte.

Rechtsextremisten haben sich ins US-Bewußtsein geschossen und gebombt.Trotzdem werden sie dort unterschätzt.Immerhin 25 000 Leute werden dem harten Kern zugerechnet, dazu kommen 150 000 Sympathisanten.Vor diesem Hintergrund spielt der (nach "American History X") zweite Film, der sich in jüngster Zeit mit dem Rechtsextremismus in Amerika beschäftigt: "Arlington Road".

Oliver Lang (Tim Robbins) lebt als Bauingenieur mit Familie in einer Vorstadt von Washington.Michael Faraday (Jeff Bridges) lebt auf der anderen Straßenseite.Er lehrt Geschichte und erzählt seinen Studenten gerne von den Werten der Verfassung.Seine Frau, die beim FBI gearbeitet hatte, wurde bei einem mißglückten Aktion gegen Waffennarren erschossen.Irgendwann macht sich Lang verdächtig.Ein Extremist im Spießerpelz? Faraday beginnt ihm nachzuspionieren.Ein Paranoiker?

Die Stadt Arlington gegenüber von Washington ist Ort des Pentagon, aber auch des größten Heldenfriedhofs der USA.Mit dem Stadtnamen lassen sich Begriffe assoziieren wie Patriotismus, Regierungsskepsis, Haß auf Politiker.Die Oliver-Stone-bewährte These des Films: Hinter den Anschlägen stecken Verschwörungen von selbsternannten Aposteln.Eine Geschichte, deren hollywooduntypisches und beunruhigendes Ende erstaunt.Leider geht das bristante Thema - Mark Pellington hat früher Videoclips für U2 und Public Enemy gedreht - im wilden Kameragefuchtel und Schnitt-Zinnober fast unter.

In 15 Berliner Kinos; Odeon (OV)

JULIAN HANICH

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