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Kultur: Die FDP vor den Landtagswahlen: Frisch gewagt

Projekt 18? "Da habe ich keine Probleme mit.

Projekt 18? "Da habe ich keine Probleme mit." Walter Döring, schlagfertiger Frontmann der Südwest-Liberalen, konterte Jürgen Möllemanns kühne Vorgabe für die Bundestagswahl bislang gern mit dem Verweis auf sein Wahlergebnis in Schwäbisch Hall vor fünf Jahren: Mit 19,8 Prozent holte er das mit Abstand beste FDP-Ergebnis in Baden-Württemberg und brachte seine FDP nach 30 Oppositionsjahren als Wirtschaftsminister und Vize-Ministerpräsident in die Regierung mit Erwin Teufels CDU. Auch am Sonntag darf Döring hoffen, persönlich wieder sehr gut abzuschneiden.

In den letzten Wahlkampftagen aber, wo auf allen Seiten die Nervosität wächst, sorgt sich der FDP-Landesvorsitzende zunehmend, ob das proklamierte Wahlziel seiner Liberalen, nämlich - ausgehend von 9,6 Prozent - im Landesdurchschnitt zweistellig zu werden, wirklich erreicht werden kann.

Gleichzeitig scheinen die Christdemokraten das Schlimmste hinter sich zu haben: 40 Prozent und mehr sind für die im bundespolitischen Gegenwind lange Zeit arg gebeutelte CDU plötzlich wieder drin. Da verkneifen sich die Liberalen inzwischen lieber flotte Sprüche, wie "38 und zwölf sind auch 50." Vor fünf Jahren hatte die FDP noch, nach dem Prinzip kommunizierender Röhren, viele von der großen Koalition enttäuschte CDU-Wähler neu an sich binden können. Aus 5,9 wurden so 9,6 Prozent. Doch der "Frischefaktor Döring", wie Noch-FDP-Generalsekretär Westerwelle den Bundespartei-Vize im Wahlkampf artig lobt, scheint diesmal doch weniger als gedacht zu verfangen. Das verunsichert. Walter Döring meinte gar Ende vergangener Woche seiner überwiegend konservativ-gewirkten Basis versprechen zu müssen, eher in die Opposition zu gehen, als mit Roten und Grünen eine Ampel-Regierung zu bilden, falls es mit den Schwarzen wider Erwarten nicht reichen sollte. Bisher galt Dörings Kalauer als Handlungsanweisung im Fall des Falles: "Große Koalition? Ohne uns." Nur mit einer sehr starken baden-württembergischen FDP aber kann Möllemanns "Projekt 18" überhaupt angepeilt werden.

Döring hat öffentlich erklärt, hinter dem superehrgeizigen Prozentziel für die Bundestagswahl zu stehen - anders als hinter der "hirnrissigen" Idee einer FDP-Kanzlerkandidatur. Dabei weiß man im Südwesten nur zu genau, wie hoch die Trauben hängen: 1998 brachte die FDP im Stammland 9,9 Prozent auf die Waage, bundesweit waren es gleichwohl nur magere 6,2 Prozent. Utopisch erscheint da die Hochrechnung für 2002: Die baden-württembergischen Liberalen müssten über 25 Prozent holen. Walter Döring freilich treiben solche Kalkulationen derzeit weniger um. Seinen Antrieb für einen hochengagiert geführten Wahlkampf speist er nicht zuletzt aus persönlichem Ehrgeiz. Und dazu gehört entscheidend: die 9,8 Prozent des wenig geschätzten Jürgen Möllemann auszustechen. Eine Punktlandung bei 10,0 wäre da schon recht. Andere legen die Latte höher: Der Kieler FDP-Chef Wolfgang Kubicki wünschte Döring am Donnerstag zum 47. Geburtstag hintersinnig: "ein Wahlergebnis wie Möllemann und ich - zusammen". Das wären 17,4 Prozent.

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